Alle Pferde sollten in die Kriegswirtschaft, hatte das stellvertretende Generalkommando schon im Vorjahr verordnet – nun verschärfte es die Regelung: die Tiere waren „dem Erwerbsleben zuzuführen“, Luxuspferde durfte es nicht mehr geben, nur noch Gebrauchspferde – angesichts des Pferdemangels in Landwirtschaft und Transportwesen (siehe den Beitrag Von Pferden, Fuhrwerken und der Verwaltungsstruktur) nachvollziehbar.
Wer aber meinte, dass wirklich alle Pferde betroffen waren, sah sich getäuscht, denn wenig später genehmigte der Hamburger Senat die Abhaltung von Rennen auf der Trabrennbahn in Farmsen (BZ vom 29. April 1918), und die „Derby-Woche“ der Galopper auf der Horner Rennbahn dauerte sogar zwei Wochen, wobei „Marmor“ nach dem Sieg im Großen Preis von Hamburg auch das deutsche Derby gewann (BZ vom 17. Juni und 1. Juli 1918).
Man kann natürlich sagen, dass die Rennpferde durch Siegerpreise im Erwerbsleben standen, wenn auch in dem ihrer Besitzer, die ihre Tiere offenbar auch renntüchtig füttern konnten, obwohl schon seit mehr als zwei Jahren Hafer nur an Arbeitspferde ausgegeben werden durfte (BZ vom 16. Februar 1916). Aber die rigorosen Verordnungen ließen offenbar (und vermutlich nicht zufällig) eine Lücke für das Herren-Hobby Pferdesport, der wohl noch kriegswichtiger war als alles andere und eben kein Luxus.