Den Nachrufen auf Sandes Amts- und Gemeindevorsteher Gustav Maik im redaktionellen Teil wie im Anzeigenteil der BZ (Anzeigen in diesem Beitrag unten) ist wenig hinzuzufügen, und obwohl sein Wirken allgemein anerkannt war, wird mancher gehofft haben, dass nun die Gemeindeleitung wieder in tatkräftige Hände kommen würde: zu tun hatte der Vorsteher mehr als genug.
Schon Anfang 1917 hatte Maik „auf die ständig wachsenden Amts- und Gemeindegeschäfte und auf die immer umfangreicher werdenden Arbeiten der Kriegsfürsorge“ hingewiesen (BZ vom 16. Januar 1917), die u.a. eine Erweiterung der Räume der Gemeinde- und Polizeiverwaltung notwendig gemacht hatten (BZ vom 14. April 1917), denn offenbar hatte auch die Zahl der Verwaltungsmitarbeiter zugenommen – wie groß die Verwaltung der um 7.000 Einwohner zählenden Gemeinde war, ist aus der Bergedorfer Zeitung nicht klar zu ersehen; zum hauptamtlichen Personal zählten der Gemeindevorsteher, mehrere Bureauvorsteher, ein Kassierer, ein Gegenbuchführer, „Hilfskräfte“ und zwei Lehrlinge sowie ab Mitte 1918 eine „schreibgewandte junge Dame“ (BZ vom 16. Januar, 14. April und 17. November 1917 sowie 11. Juni 1918).
Auch wenn die Verwaltung gewachsen war, dürfte sie relativ zu den Aufgaben geschrumpft sein – und seit Monaten fehlte der erfahrene hauptberufliche Administrator Maik an der Spitze. An der eher sporadischen Amtsführung seines Stellvertreters Edmund Siemers (nicht identisch mit dem Hamburger Kaufmann gleichen Namens) gab es massive Kritik (BZ vom 15. Januar und 9. März 1918, siehe auch den Beitrag Lehmige Kartoffeln in Sande), doch Siemers fehlte schlicht die Zeit: er hatte den an seinen Sohn Henry übergebenen Bauernhof wieder übernehmen müssen, als Henry 1915 in den Krieg zog, wie Emilie Günther (S. 16) schreibt.
Der Kritik wollte man mit einer Verwaltungsreform begegnen. Schon im Februar hatte die Gemeindevertretung die Einführung eines „kollegialischen Gemeindevorstands“ beschlossen, durch den die Zahl der Stellvertreter auf vier erhöht werden sollte, um Siemers zu entlasten (BZ vom 20. Februar 1918), doch bedurfte dies der Zustimmung des Kreises Stormarn, die erst sieben Wochen danach eintraf (BZ vom 6. April 1918). Weitere sieben Wochen später konnten die neuen Stellvertreter vereidigt werden (BZ vom 25. Mai 1918), darunter mit Reinhold Krell erstmals ein Sozialdemokrat, und dann wurde unter den vieren gemäß dem Ortsstatut (Wortlaut in der BZ vom 7. April 1918) eine Aufgabenverteilung vorgenommen.
Nun standen also vier Ehrenamtliche der Gemeinde vor, alle ohne Verwaltungserfahrung – wie tatkräftig sie wirkten und was sie bewirken konnten, muss mangels Berichten in der BZ offenbleiben. Jedenfalls sollte das Blatt mit seiner Vermutung, dass „bis zur Wiederbesetzung des Gemeindevorsteherpostens noch geraume Zeit verstreichen dürfte“ (BZ vom 25. Mai 1918), recht behalten.