Kartoffeln waren 1918 sehr viel mehr als heute ein Grundnahrungsmittel, und man musste nehmen, was man bekommen konnte. Aber die letzte Belieferung Sandes sorgte für Empörung: die Kartoffeln waren dick mit Lehm überzogen, der Lehmanteil betrug 28 Prozent (am Ende der Aktion waren es 65 Zentner „Lehm, Schmutz, Steine usw.“ auf 210 Zentner Lieferung, also knapp 31 Prozent, BZ vom 6. April 1918). Ob es gelang, den Absender haftbar zu machen, schrieb die Zeitung nicht – angesichts der gleichzeitigen Kürzung der Brotration um 200 Gramm pro Woche hielt die Gemeinde aber offenbar an der Wochenration von sieben Pfund Kartoffeln fest, was später von einer übergeordneten Stelle dazu genutzt wurde, Sande wegen „Überverbrauchs“ die Liefermenge zu verringern (BZ vom 27. Juni 1918).
In derselben März-Woche war die Zuständigkeit für die Nahrungsmittelversorgung von der Gemeinde bzw. ihrem Lebensmittelausschuss auf die „Versorgungsstelle IX“ in Oldesloe übergegangen, was zunächst einmal die Folge hatte, dass die bereits bestellten Waren, die in Sande angeliefert wurden, von dort nach Oldesloe transportiert wurden, um nach Erfassung wieder auf den Rückweg geschickt zu werden, was (z.B. bei Fischen) zu unangenehmen Verzögerungen führte (BZ vom 9. März 1918).
Die Kritik aus Sande riss offenbar nicht ab, denn im Juni war zu lesen, dass der Leiter der Versorgungsstelle die Zuständigkeit für Sande abgeben und auf die Gemeinde zurückübertragen wollte. Der amtierende Gemeindevorsteher Siemers lehnte ab, da „eine Besserung der mißlichen Verhältnisse ihm nicht möglich und aussichtslos“ erschien (BZ vom 27. Juni 1918) – heiße Kartoffeln (pardon!) lässt man lieber fallen statt sie in die Hand zu nehmen.