Ein Journalist des 21. Jahrhunderts wäre dieses Thema wohl anders angegangen: er hätte Betroffene gesucht und befragt, auch den Magistrat um Auskunft gebeten – vor einhundert Jahren schien die BZ nur wenig Interesse am Thema „Kriegsbeschädigte“ gehabt zu haben. Über die Gründung der Ortsgruppe des Bundes deutscher Kriegsbeschädigter jedenfalls fiel die Berichterstattung äußerst knapp aus: am 19. Oktober konnte man lesen, dass die Unterstützungskasse des Bundes Deutscher Kriegsbeschädigter ihre Tätigkeit begonnen hatte und dass „demnächst“ ein Mitglied des Bundesvorstandes in Bergedorf über die Ziele des Bundes sprechen würde. Gut eine Woche später, am 27. Oktober, kündigte sie im redaktionellen Teil diese Veranstaltung für den 28. Oktober an, und am darauffolgenden Tag brachte sie die hier wiedergegebene Notiz von dreieinhalb Zeilen Länge.
Das Thema war unangenehm: von Soldaten erwartete man Heldentum, das Eiserne Kreuz oder das Hanseatenkreuz und militärische Siege – wer durch Kriegshandlungen sein Leben verlor, war „auf dem Felde der Ehre gefallen“, wie es oft in den zahlreichen Todesanzeigen hieß. Zu diesen Erwartungen passte es nicht, dass jemand mit einer der „Beschädigungen“ in der Heimat zu sehen war, die der Geschäftsführer der AOK Bergedorf schon 1915 genannt hatte (siehe den Beitrag Das Sophienbad Reinbek, die AOK Bergedorf und die Kriegsfolgen). Die zahlreichen Bergedorfer Wohltätigkeitsveranstaltungen der Monate Oktober und November sollten Geld bringen für Feldlazarette, für Frauen und Kinder aus den Kolonialgebieten, für den Mädchenhort des Frauenvereins, für „Kriegskinder“ sowie für Kinder unbemittelter Eltern, für die Kriegshilfe Bergedorf und für die Warteschule (BZ vom 16. und 27. Oktober sowie vom 13., 15., 27., 29. und 30. November), nicht aber für Kriegsinvalide.