Das Sophienbad Reinbek, die AOK Bergedorf und die Kriegsfolgen

Sophienbad Reinbek, Ansichtskarte, gelaufen 1906

Heute befindet sich in diesem Gebäude das Amtsgericht Reinbek – gebaut wurde es vor 160 Jahren als „Das Sophienbad. Diätische Pflege- und Wasser-Heilanstalt“, wie auf einer Internetseite des Museumsvereins Reinbek nachzulesen ist.

Bergedorfer Zeitung, 3. September 1917

1917 wurde es von einem Verbund mehrerer Krankenkassen erworben, dem mit einem 1/9-Anteil auch die zum 1. Januar 1914 gegründete Allgemeine Ortskrankenkasse Bergedorf angehörte, um darin ein Kur- und Erholungsheim für die Versicherten einzurichten. 30.000 Mark mussten in bar bezahlt werden, hinzukamen 15.000 Mark Umbaukosten (BZ vom 14. September 1917), sodass die Bergedorfer AOK 5.000 Mark aufbringen musste, was für sie aber kein Problem war, denn bisher hatte sie nur Überschüsse erwirtschaftet, die sie einem Reservefonds zuführte und dort in Kriegsanleihen steckte: nach dem Geschäftsbericht für 1916 war der Reservefonds mit 115.490 Mark dotiert – für 115.000 Mark waren Kriegsanleihen gezeichnet worden (BZ vom 30. April 1917).

„Ein weiterer Schritt vorwärts in sozialer Fürsorge“ sei dieser Kauf, so der Bericht. Man darf aber fragen, ob hier wirklich an eine generell bessere Zukunft gedacht wurde, denn dem Geschäftsführer der AOK Bergedorf, Friedrich Tonn, war sehr bewusst, welche zusätzlichen Aufgaben zu bewältigen sein würden: den Krankenkassen drohten noch schwere Tage, warnte er schon nach einem dreiviertel Jahr Krieg (BZ vom 12. April 1915), und Ende 1915 referierte er über „Kriegsbeschädigtenfürsorge“, sprach über „das Fehlen der Körperteile, Versteifungen, Lähmungen, Verkrümmungen, Verbildungen“ bei Kriegsverletzten und „innere Krankheiten, Rheumatismus, Nervenchocks usw.“ bei Kriegskranken (BZ vom 29. November 1915). Er sprach es nicht aus – aber der Kauf des Sophienbads könnte sich bald als Ort der Heilfürsorge und „Arbeitserlernung“ für Rückkehrer aus dem Krieg als richtig erweisen.

 

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