Tausche Bergedorf gegen Altona!?

Bergedorfer Zeitung, 18. August 1917

Die administrative Struktur des Staates Hamburg war immer wieder Gegenstand politischer Diskussionen: im Frühjahr 1917 hatte Bergedorfs Bürgermeister Walli in einer langen Rede die volle Eingemeindung Bergedorfs nach Hamburg gefordert, weil er hoffte, dass damit die Bergedorfs Entwicklung hindernden Eingriffe und Einsprüche der Landherrenschaft beseitigt würden (BZ vom 2. April 1917). Auch die Grenzen des Staates mit mehreren Exklaven, z.B. Geesthacht und dem Amt Ritzebüttel mit Cuxhaven (siehe die Karten bei Wikipedia zum Groß-Hamburg-Gesetz von 1937), waren der Stadtentwicklung nicht förderlich.

Der Krieg konnte die Diskussion über die territoriale und politische Neuordnung nicht stoppen, und die „Vossische Zeitung“ aus Berlin (deren Jahrgang 1917 leider nicht online verfügbar ist) brachte eine originelle Variante ins Spiel: sollte Altona nach Hamburg eingemeindet werden, wären mögliche „Ausgleichsobjekte die Stadt Bergedorf, ein Teil der Vierlande, sowie das Amt Ritzebüttel (Cuxhaven)“. Die Debatte wurde durch die BZ aber gleich für beendet erklärt: an dergleichen denke man in Hamburg nicht – dabei hätte diese Grenzänderung eventuell das Problem der kleinen preußischen Enklaven in Kirchwärder gelöst.

Losgetreten hatte das Thema übrigens der sozialdemokratische altonaische Stadtverordnete Carl Stoll durch einen Aufsatz in der Neuen Hamburger Zeitung vom 28. Juli (Link zum Wortlaut des Artikels), worin er die Eingemeindung Altonas in Hamburg forderte und nicht näher spezifizierte „Kompensationsobjekte“ für Preußen als notwendig ansah. In einem redaktionellen Beitrag vom 15. August (Link zum Wortlaut des Artikels) bezeichnete die Neue Hamburger Zeitung die Ausgleichsdiskussion und Preußens mögliche Haltung dazu als „im wesentlichen Konjekturalpolitik“ (heute würde man wohl Spekulation sagen), erhob aber gegen die Abtretung Bergedorfs keine Einwände.

Gut zwanzig Jahre später wurden durch das erwähnte Groß-Hamburg-Gesetz u.a. sowohl Altona als auch Bergedorf (mit Preußisch-Kirchwärder) nach Hamburg eingemeindet, während (neben anderen Gebieten) das Amt Ritzebüttel und Geesthacht preußisch wurden.

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1917 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert