Endlich Gleichheit! In allen Bergedorfer Kriegs- und Volksküchen sollte es vom 18. Juni an das gleiche Essen geben, und auch die Portionen sollten gleich groß sein: ein Liter für einen Erwachsenen, ein halber Liter für ein Kind – für die Gäste der Kriegsküchen (in „Stadt Lübeck“ und Am Pool) wurden die Portionen also erheblich größer; für die Gäste der Volksküche im Stadthaus blieben sie gleich. Außerdem sollten 600 Mädchen und Jungen der Stadtschulen ein warmes Frühstück von einem halben Liter erhalten. Die Angabe der Portionsgröße in Litern deutet darauf hin, dass (nur) Suppe ausgegeben wurde, welchen Inhalts auch immer.
Die genaue Zahl der Nutzer Anfang Juni lässt sich aus den angegebenen Zahlen nicht errechnen – es dürften um 4.000 gewesen sein – im Vorjahr waren es etwa 2.500, siehe den Beitrag Kommunalpolitik 1916. Um Pfingsten (27. Mai 1917) hatten deutlich mehr Menschen die städtischen Angebote genutzt, vielleicht 5.000 insgesamt. Der Rückgang der Zahl der ausgegebenen Portionen mag auch daran gelegen haben, dass die Küchen seit dem 13. Mai Sonntags geschlossen blieben (siehe BZ vom 12. Mai 1917); in diesem Artikel wurde er erklärt mit dem „ersten Frühgemüse“, das nun auf dem Markt sei und in der eigenen Küche zubereitet werde – wenn dies zutrifft, spricht es nicht für die Qualität der städtischen Verpflegung, sondern nur für die Alternativlosigkeit: nur bevor man gar nichts bekam, ging man zur Suppenküche.
Im Sommer nahmen dann noch weniger Menschen diese Küchen in Anspruch: Ende August meldete die BZ, dass sich die Ausgabe seit Mitte Juli fast halbiert habe, nicht nur wegen des guten Angebots an Gemüse, sondern auch, weil alle, die dort Essen empfangen wollten, nun auch ihre Teigwarenmarken abliefern mussten. Die Stadt begründete diese Maßnahme damit, dass sie nicht nur die Verteilungsgerechtigkeit erhöhe, sondern das Essen auch schmackhafter würde (siehe BZ vom 17. und 31. August 1917 und den Beitrag Von der Kriegsküche zur Volksküche).
Für den kommenden Winter rechnete der Kriegsfürsorgeausschuss der Stadt aber mit einem so großen Zuwachs an Nachfrage, dass man eine vierte Küche schaffen wollte, die in der bisherigen Männerturnvereinshalle eingerichtet werden sollte (siehe den Beitrag Die Lage der Sportstätten), und durch den Bau von „Vorhallen“ wollte man das Anstehen bei schlechter Witterung erträglicher gestalten: eine baldige Verbesserung der Lage wurde also nicht erwartet.