Die 4. Kompagnie des Ersatz-Bataillons des Reserve-(Infanterie-)Regiments Nr. 76, also bestehend aus Soldaten, die erst kürzlich eingezogen worden waren und nun auf ihren Frontdienst vorbereitet wurden, sollte in Overwerder den Bau von Schützengräben lernen – dort, wo 1914, wenige Wochen vor Kriegsbeginn, mehrere Militäreinheiten das Übersetzen über die Elbe geübt hatten (siehe den Beitrag Kriegsspiele).
Das Gelände zwischen Elbstrom und Elbdeich lag zwar relativ hoch und bei Normaltiden teilweise oberhalb der Flutgrenze, aber im Oktober konnte (und kann) die Flut schon höher auflaufen, was den Bau von Unterständen sicher erschwert hätte – das wiederum hätte dem Ausbildungszweck durchaus entsprochen, denn das Regiment war an der Westfront zeitweise im schlammnassen Flandern eingesetzt (siehe z.B. die Darstellung bei Hugo Gropp).
Bei dieser „kleinen Felddienstübung“ ging es wohl eher gemütlich zu: zwar übte man das Zeltaufschlagen, doch man fuhr dann – nach genossenem Bier – lieber mit dem Liniendampfer zur Kaserne in Hamburg, um dort zu nächtigen, sich zu erholen und erst am zweiten Tag die Unterstände zu bauen.
Ansonsten diente (und dient auch heute noch) Overwerder der Erholung, wie schon die Bezeichnung „Freibad“ im Zeitungsartikel erkennen lässt: der Arbeiter-Wassersport-Verein für Hamburg und Umgegend gegründet 1909 e.V. hatte nach Auskunft seines früheren Vorsitzenden Horst Jagemann nachweislich schon 1915 dort Flächen gepachtet, auf denen in den Sommermonaten 7 m² große Hütten mit Klappwänden errichtet wurden, die in der „Hochwassersaison“ beim Verpächter eingelagert wurden. Die heutigen Hütten sind deutlich größer, und obwohl sie hochwassergefährdet sind (siehe die Fotoseiten des AWV09), bleibt das Gebiet ein beliebter Ort für Freizeit und Ferien.
Ob es im Oktober 1915 zu Begegnungen zwischen den Soldaten und Mitgliedern des aus der Arbeiterbewegung hervorgegangenen AWV kam und wie diese verliefen, ist nicht überliefert.