Ob Drachenschnur oder Drachenschwanz – an einem Telefondraht haben beide nichts zu suchen: die Telefonteilnehmer erleiden dadurch womöglich eine der im Artikel geschilderten Störungen, und die Freunde des Drachensports haben wahrscheinlich einen Totalverlust ihres Fluggeräts hinzunehmen.
Nicht wegen der Papierdrachen hatte die Post schon lange zuvor begonnen, die Telefondrähte in den Untergrund zu verlegen: „Die unterirdische Verlegung … bedeutet … eine ganz erhebliche Entlastung der Dächer. Ist es doch eine alte Erfahrung, daß der manchmal recht beträchtliche Druck der Leitungsanlagen unliebsame Dachreparaturen zur Folge haben kann, besonders bei schwächeren Dachkonstruktionen und bei Kurvenleitungen“ (BZ vom 16. August 1915).
Man kann davon ausgehen, dass dieses Infrastrukturprogramm im Bergedorfer Stadtzentrum zwar gehörig vorangekommen, aber noch nicht abgeschlossen war: auf einer der 1925 publizierten Bergedorf-Ansichtskarten Max Lobuschs ist jedenfalls eine gerüstartige Dachkonstruktion als Leitungsträger klar erkennbar. Eventuell war sie zum Radioantennenträger umfunktioniert worden – sie könnte auch für Stromleitungen gewesen sein: die Elektrizitätswerke teilten der BZ mit, dass beim Aufstellen neuer Masten für die Straßenbeleuchtung „die Arbeiten dazu benutzt werden, die noch auf den Dächern befindlichen Leitungen sämtlich zu entfernen und unter Mitbenutzung der Lampenmasten im Zuge der Straßen neu zu verlegen.“ (BZ vom 2. September 1925)