Es war in Sachen Warmbadeanstalt schon viel Billewasser durch Bergedorf geflossen, und es sollte noch Jahre weiterfließen, bis endlich die Einweihung erfolgen konnte. Immerhin gab es 1924 einen neuen Zwischenstand: mit knapper Mehrheit bewilligten Rat und Stadtvertretung die beachtliche Summe von 80.000 M, um die Errichtung „sofort in Angriff zu nehmen“. Der Bau einer neuen Flussbadeanstalt war weniger dringend, denn es gab ja schon die Einrichtung am Hundebaum (siehe die Nr. 33 auf der Karte 1904), die allerdings in die Jahre gekommen war. Die Forderung nach einem ganzjährigen „Volksbadehaus“ mit Wannenbädern war nach den bisherigen Recherchen erstmals im Programm der SPD Bergedorf zur Bürgervertreterwahl 1898 erhoben worden (BZ vom 22. April 1898, siehe auch BZ vom 15. Februar und 20. Dezember 1903).
Das Grundstück für das „Volksbad“ hatte die Stadt bereits 1914 gekauft, aber der Krieg und seine Folgen sorgten für fast ein Jahrzehnt Stillstand (siehe den Beitrag Von Kriegsnot und Warmbadeanstalt), bis Clementine Dernehl (DDP) durch ihren Antrag wieder für Bewegung sorgte. Sie begründete ihre Initiative mit „volkshygienischen Gründen“, die sehr leicht nachvollziehbar sind: häusliche Badezimmer waren vor hundert Jahren fast nur bei Wohlhabenden und fast nie in Arbeiterhaushalten vorhanden. Wer eine (eigene) Badewanne benutzen konnte, gehörte zu den hygienisch Privilegierten (was im Streit um Rektor Müllers Badewanne sicher auch eine Rolle gespielt hatte). In diesem Sinne bessergestellt waren auch die Bewohner der hochpreisigen Neubausiedlung am Grasweg (heute Grasredder/Heinrich-Heine-Weg): ihre Häuser waren klein, verfügten aber über „Badeeinrichtung [und] Wasserklosett“ (BZ vom 5. Juli 1921).
Für die allermeisten Bergedorferinnen und Bergedorfer galt, dass ein warmes Bad in der Hamburger Steinstraße genommen werden musste: dort gab es seit 1855 eine Badeanstalt mit „Bädern für Männer und Frauen in zwei Klassen nebst einem ‚Regenbade‘“ (Bergedorfer Schlosskalender für 1931, S. 67).