Wahrscheinlich war die Not in Bergedorfs Nachbarorten Besenhorst und Geesthacht noch verbreiteter: in Bergedorf bedurften über elf Prozent der Bevölkerung der Unterstützung (siehe den Beitrag Die Not der Bevölkerung); Geesthacht verzeichnete unter 5300 Einwohnern „fast 1.700 Leute, die von der Gemeinde erhalten werden müssen“, also beinahe ein Drittel. Für Besenhorst gab es 1924 in der BZ keine Zahlenangaben, doch die Arbeitslosigkeit dürfte noch größer gewesen sein als im angrenzenden Geesthacht: das Wachstum Besenhorsts in den vorangegangenen Jahrzehnten auf geschätzt 1.500 bis 1.600 Einwohner war vor allem durch das Wachstum der Pulverfabrik Düneberg getrieben worden, doch die Massenentlassungen nach Kriegsende bedeuteten schlicht Massenarbeitslosigkeit. Das war in Geesthacht ähnlich und führte sogar zu einem Rückgang der Einwohnerzahl (BZ vom 26. Januar 1924).
Ob der Besenhorster Appell, „für jede verdiente Mark einen Pfennig“ wöchentlich und freiwillig abzugeben, fruchtete, war nicht in der BZ zu lesen. Wenn man bedenkt, dass mit dem so vielleicht mobilisierten Geld „Bedarfsartikel des täglichen Gebrauchs“ verteilt werden sollten, dann klingt die Formulierung, es gebe bereits eine „weit ausgreifende Wohlfahrtspflege“ schönfärberisch.
Auch in Geesthacht reichten „die Geldunterstützungen von der Gemeinde … nicht zum allernötigsten Lebensunterhalt aus“, und die Hilfsaktionen des Frauenvereins, die zu Weihnachten 1923 wohl nicht mehr als 150 Personen zugutekamen, werden auch nur wenig daran geändert haben. Obgleich der Verein „große Wohltätigkeitsfeste, die unendliche Mühe und Arbeit sowie große Unkosten verursachen“, kritisch sah, nutzte er weiterhin diese Form der Geldbeschaffung, z.B. mit einem Wohltätigkeitskonzert „zur Linderung der Not der bedürftigen Alten“ am 5. April (BZ vom 2. April). Ein für den gleichen Tag geplanter Vortrag zum Thema Vermögenssteuer durch Obersteuerinspektor Lindemann vom Finanzamt Bergedorf wurde um einige Tage verschoben (BZ vom 4. April). Nicht allen Geesthachtern ging es also schlecht.