Reinbek war schneller als Bergedorf, aber Bergedorf hatte Radioempfang aus Kuhwärder: am 1. März sollte in Reinbek ein „Radio-Experimental-Vortrag mit Rundfunkgerät“ stattfinden (Anzeige in der BZ vom 28. Februar) – für Bergedorf blieb nur die Wiederholung am 6. März. Ebenfalls am 6. März präsentierte die Bergedorfer Ortsgruppe des Norddeutschen Radio-Clubs Hamburg ihre Experten vor geladenen Gästen im Portici – die Vorführungen klappten nur mäßig gut: die Teilnehmer mussten sich der Lautsprecher bedienen (gemeint waren vermutlich Kopfhörer) und die Verbindung mit England war „leider nur unvollkommen zu erhalten“.
Um so besser dagegen der Empfang der Übertragungen aus Kuhwärder (im Hamburger Hafen gelegen, siehe die Karte „Der Hafen von Hamburg“ (1922)), obwohl es sich nur um einen transportablen Miniatursender gehandelt haben kann, denn eine eigene Sendeanlage in und für Hamburg gab es noch nicht.
Der BZ-Redakteur Hanns Lotz hörte erstmals bei einem Freund Radio – seine Erlebnisse schilderte er anschaulich in der BZ vom 1. März (S. 9), z.B. bei der Sendersuche: „Da fängt es plötzlich in den Kopfhörern … seltsam zu rumoren an. Eine ganze Menagerie von Hunden, Katzen, Vögeln und sonstigen winselnden und piepsenden Geschöpfen scheint sich zu einem nächtlichen Hexensabbath ein Stelldichein gegeben zu haben.“ Schließlich aber erklang aus dem Gerät „Musik in wirklich hoher Vollendung“, wenn auch mit „einigen schwachen Nebengeräuschen“, und so bescheinigte Lotz dem Radio „eine gewaltige Zukunft“.