Der Geesthachter Turnverein „Gut Heil“ von 1885 lud alle ein, die Stadtwerdung Geesthachts festlich zu begehen, denn das damals knapp 5.300 Einwohner zählende Geesthacht war per Gesetz zur Stadt erhoben worden (siehe auch den Beitrag Bergedorfs neue Rechtsgrundlage). Es lässt aber zunächst stutzen, dass dies in Form eines Trachtenfestes geschehen sollte.
Vor dem Geesthachter Bürgerverein hatte Wochen zuvor der Bürgerschaftsabgeordnete Käckenhoff über die neue Städteordnung referiert (BZ vom 21. Januar 1924), doch das war eine wohl eher dröge und sachlich-bescheidene Veranstaltung, kein Fest.
Manche Geesthachter hätten sich zur Geburt der neuen Stadt zweifellos einen förmlichen Akt, quasi einen erhebenden Staatsakt, gewünscht, doch es gab nichts dergleichen. Vielleicht spiegelte das „Trachtenfest“ mit seinem Bühnenschauspiel diese Wünsche: der Hamburger Bürgermeister (gemeint war sicher der Erste, vermutlich im längst abgeschafften Ornat) hält eine Ansprache, überreicht dem Geesthachter Bürgermeister die Amtskette, den Schlüssel des (imaginären) Stadttores und die relevanten Urkunden, verleiht (entgegen hanseatischer Tradition) Orden und Titel und begrüßt Delegationen Geesthachter Vereine, Berufsgruppen und Einrichtungen (vermutlich in Trachten etc.), und gemeinsam singt man ein patriotisches Lied – das Versmaß ist das des Deutschlandliedes, also wird das auch die Melodie gewesen sein. (Der Text hat zwar nur Vaterlands- und keine Vaterstadtbezüge, wurde aber vermutlich für diesen Anlass geschaffen.)
Man kann davon ausgehen, dass das Fest „programmgemäß“ verlief und die Zeitung deshalb keinen Bericht veröffentlichte.
Unabhängig von der Festivitätenfrage blickten in jenen Wochen viele Verwaltungsmänner nach Geesthacht, denn die Bürgermeisterstelle wurde neu ausgeschrieben: es gab 135 Bewerbungen, von denen sechs in die engere Wahl kamen (BZ vom 3. und 10. März). Gewählt wurde mit den Stimmen der Kommunisten und der Bürgerlichen in der Stadtvertretung der Schweriner Ratsassessor Dr. Weltzien. Der bisherige Bürgermeister Dr. Biehl hatte ebenso das Nachsehen wie der Besenhorster Gemeindevorsteher Zimmer (BZ vom 17. März 1924).