Die Kriminalität und die Prioritäten der Polizei

Bergedorfer Zeitung, 2. Oktober 1923

Es war vermutlich ernst gemeint, was „Arctur“ in seinem höchstens stellenweise gelungenen Gedicht anprangerte: mit der inneren Sicherheit stand es in Sande nicht zum Besten, auch wenn man unterstellt, dass der Poet von dem Mittel der Übertreibung reichlich Gebrauch machte.

Das traf aber nicht nur auf Sande zu, wie die herausragenden Meldungen der Woche belegen: in Sande wurde ein Kartoffelacker in nur einer Nacht „zehnmal von Langfingern heimgesucht“ (BZ vom 26. September); ein Landwirt aus Kirchwärder bot 200 Millionen Mark Belohnung für gerichtsfesten Täternachweis wegen Kohldiebstählen (BZ vom 29. September); bei einem Einbruch in die Geesthachter Jugendherberge (das frühere Spritzenhaus) nahmen die Täter „eine Innen- und Außentür“ mit (BZ vom 1. Oktober).

Ob Arcturs Schuldzuweisung an die Polizei in Sande wegen falscher Prioritätensetzung, d.h. Kontrolle der Polizeistunde statt nächtlicher Streifengänge, auch die Vorfälle in den anderen Orten erklärt, muss bezweifelt werden.

 

 

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