Neues vom Notgeld

Bergedorfer Zeitung, 14. August 1923

„Notgeldscheine der verschiedenen Art haben wir ja nun allerdings urplötzlich wieder in Hülle und Fülle. Sie schießen über Nacht wie Pilze aus der Erde“, schrieb der BZ-Redakteur Hanns Lotz (BZ vom 18. August). Das war zwar übertrieben, aber in Bergedorf dürften außer den eigenen „Gutscheinen“ mindestens auch die der Gemeinde Sande und die der Stadt Hamburg im Umlauf gewesen sein, und seit einigen Tagen wohl auch die Krümmel-Gutscheine der Dynamit-AG, also Zahlungsmittel eines Privatunternehmens.

 

Bergedorfer Zeitung, 30. August 1923

Gegen derartiges Firmengeld wollte das Reich nun aber „mit allem Nachdruck“ vorgehen, denn mittlerweile seien Zahlungsmittel in hinreichender Menge vorhanden: Reichsbanknoten und Notgeld von Ländern und Kommunen. Bis dahin war das Privatgeld offenbar toleriert worden, damit die Firmen Löhne und Gehälter zahlen konnten.

Meldungen über dieses Einschreiten waren in der BZ nicht zu finden, was auch nicht überrascht: mit fortschreitender bzw. -galoppierender Inflation dürfte der Altpapierwert der Krümmeler Scheine bald höher gewesen sein als der Nennwert.

Bergedorf verlängerte übrigens nicht nur die Gültigkeit seiner Gutscheine um einen Monat (BZ vom 31. August), sondern begab die neu ausgegebenen Fünf-Millionen-Scheine mit „vorläufig unbegrenzter Geltungsdauer“. Sande verfuhr mit seinen neuen Zahlungsmitteln genauso.

 

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