Gras zu verpachten

BZ, 21. April 1923

„Wegen Grasverpachtung“ öffnete der Neuengammer Gastwirt H. Oetzmann an einem Sonntag (dem 22. April 1923) seine Schankstätte. Verpachtet werden sollte nichts aus der Pflanzengattung Cannabis, auch als „Gras“ bezeichnet, sondern es ging schlicht um einkeimblättrige krautige Pflanzen, Hauptnahrungsmittel zahlreicher (Nutz-)Tierarten.

Bergedorfer Zeitung, 14. April 1923

Verpächter war der Deichvorstand von Neuengamme, dem (vereinfacht gesagt) die Deiche mit ihren Böschungen und die außendeichs gelegenen Flächen, die „Wärder“ gehörten. Dort wuchs Gras, und das Mähen dieses Bewuchses bzw. bei hochgelegenen Wärdern auch das Beweiden wird manche Viehhalter interessiert haben. Sogar die Grasnutzung an Straßengräben wurde verpachtet (Anzeigen in der BZ vom 7. Mai und 20. Juni), denn dem Verpächter brachte dies Einnahmen: die Gemeinde Spadenland konnte für den 1,5 Hektar großen „Spadenländer Busch“ (Außendeichswiesen bei Moorwärder) immerhin 1,8 Millionen Mark einnehmen (BZ vom 1. Juni; ähnlich Tatenberg, siehe BZ vom 18. Mai).

BZ, 26. April 1923

BZ, 23. Juli 1923

Auch im städtischen Bergedorf suchte man Wiesen (Anzeigen in der BZ vom 15. Februar, 3. März und 6. April) – und als sich Bergedorfer erdreisteten, auf dem an Sportvereine verpachteten Frascatiplatz ihr Vieh (vermutlich Ziegen oder Schafe, vielleicht auch Pferde) weiden zu lassen, untersagte dies der Magistrat: vielleicht weil sich die Sportler z.B. durch Ziegenködel beeinträchtigt sahen, vielleicht aber auch, weil die Grasnutzung versilbert werden sollte und tierische oder menschliche „Schwarzmäher“ dies verhindert hätten.

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