Um den Bau neuer Sportanlagen wurde in Bergedorf mit äußerst harten Bandagen gekämpft.
Bergedorfs meistgenutzter Sportplatz (damalige Terminologie: Spielplatz) war der städtische Frascatiplatz mit zwei Feldern, über deren Zustand mehrmals im „Sprechsaal“ der BZ Klage geführt wurde: „Das Laufen und Spielen ist tatsächlich der vielen Unebenheiten und Löcher wegen mit großen Gefahren verknüpft.“ (BZ vom 8. April) Der Platz würde „bei trockenem Wetter mit den darüberhinstreichenden Sandwolken, bei feuchtem Wetter mit den Wassertümpeln dem Vorübergehenden ein Grausen einflößen“ (BZ vom 30. April), auch „tummeln verschiedene Pferdehalter ihre Pferde immer noch“ dort (BZ vom 15. Juni).
Die Sportvereine waren einig und richteten gemeinsam (Männerturnverein von 1860, Bergedorfer Turnerschaft von 1880, Spiel und Sport Bergedorf und auch die dem Arbeitersportverband angehörende Freie Turnerschaft Bergedorf-Sande) einen Antrag an die Stadtväter, mit Hilfe sogenannter „Demobilisierungsgelder“ (d.h. Zuschüssen des Reichs) eine neue, große Sportanlage zu schaffen (BZ vom 25. April), und sie luden zu einem öffentlichen Vortrag eines Turninspektors Carl Möller aus Altona ein (Anzeige in der BZ vom 8. Mai).
In ihrem Bericht über die Veranstaltung in der Aula der Hansa-Schule zeigte die BZ zunächst ausführlich viel Sympathie für das Anliegen, war aber hinsichtlich der Finanzierung skeptisch. Mit wenigen Sätzen wurde im Schlussabsatz des Artikels die Argumentation Möllers wiedergegeben, und auch der Hausherr der Hansaschule, Prof. Dr. Ohly, wurde genannt: er erhob „einen flammenden Protest gegen den Vergewaltigungsfrieden der Entente“ und ließ abschließend „Deutschland über alles“ singen.
Da war es vorbei mit der Einigkeit, wie der noch in der selben Ausgabe abgedruckte Leserbrief des SPD-Ratmanns Friedrich Frank belegt – er fühlte sich von Ohly (und den bürgerlichen Vereinen) missbraucht. Dies wiederum stieß bei Ohly auf Unverständnis: er „habe absichtlich alles vermieden, was Andersdenkende verletzen könnte“ (Leserbrief in der BZ vom 15. Mai). Ob Ohly sich nun selbst einen Kinnhaken verpasst hatte oder ungewollt in eine linke Gerade Franks gelaufen war, sei dahingestellt.
Als der Antrag der Sportvereine von Magistrat und Bürgervertretung beraten wurde, warnte die SPD vor den Kosten von angeblich einer Million Mark und sorgte dafür, dass der Antrag einer eigens eingerichteten Kommission überwiesen wurde (BZ vom 4. Juni). Dort scheint das Thema begraben worden zu sein, denn zwei der Vereine ergriffen im Herbst andere Maßnahmen: „Spiel und Sport“ kaufte 30.000 Quadratmeter Land für eine Sportanlage an der Marienburg in Wentorf (BZ vom 28. Oktober), und im November begann die Bergedorfer Turnerschaft mit der Sponsorensuche für den Erwerb eines Vereinsgeländes (BZ vom 5. November). Die Hoffnung auf neue städtische Spielplätze hatten sie aufgegeben.
Um Bergedorf herum waren die Gemeinden sportfreundlicher: in Sande wurde im Mai als „Notstandsarbeit“ mit dem Bau eines Spielplatzes begonnen (heutige Sportanlage Sander Tannen) und am 21. Septemberdie Einweihung gefeiert (BZ vom 14. Mai und 22. September). Die Geesthachter Gemeindevertretung beschloss sogar den Bau von zwei Spielplätzen, ebenfalls als „Notstandsarbeit“ (BZ vom 20. Juni), das kleinere Besenhorst wollte sich mit einem begnügen (BZ vom 9. September). Bergedorf im Abseits.