Der schwere Eisenbahnunfall bei der Pollhofsbrücke und andere Bahnunglücke

Bergedorfer Zeitung, 2. Januar 1917

Bergedorfer Zeitung, 2. Januar 1917

Es war das für Jahrzehnte schwerste Eisenbahnunglück im Großraum Bergedorf mit vier Toten und 15 Schwerverletzten: die Strecke war freigegeben worden, obwohl sie nicht frei war: der Zug aus Geesthacht hatte Verspätung, was aber nicht nach Bergedorf gemeldet worden war (siehe BZ vom 3. Januar 1917)

Der Unfall am 30. Dezember 1916 war aber nicht der einzige mit tödlichem Ausgang in jenen Jahren: ein Gefahrenort war der Bergedorfer Staatsbahnhof, wo die BGE-Züge aus Geesthacht endeten und wo man zur Weiterfahrt Richtung Hamburg umsteigen musste. Da die Züge oft übervoll waren (siehe den Beitrag Die Arbeiterzüge der BGE), gab es beim Umsteigen oft Gedränge, und wer einen (guten) Platz ergattern wollte, versuchte auf den einfahrenden Anschlusszug aufzuspringen. Im Oktober 1915 geriet dabei ein Pulverarbeiter unter den Zug und starb an seinen Verletzungen. Nach Ansicht der Bahnverwaltung war es „ein Wunder, daß bei der Unvernunft mancher Fahrgäste bisher weitere Unglücksfälle noch nicht zu verzeichnen“ waren (siehe BZ vom 5. Oktober 1915, siehe auch Jürgen Opravil, S. 54f); im April 1917 gab es diese aber: ein Mädchen, das vom fahrenden Zug sprang, verlor einen Fuß, und einem Jungen, der auf einen fahrenden Zug aufspringen wollte, musste ein Bein amputiert werden (siehe BZ vom 27. und 30. April 1917).

Die meist unbeschrankten Bahnübergänge und ungenügende Streckensicherung waren weitere Gefahrenquellen, die im Jahr darauf zwei Arbeitern das Leben kosteten (siehe BZ vom 28. Oktober und 23. Dezember 1916), und mehrfach scheuten Pferde bei der Querung der Bahnstrecke, was in einem der berichteten Fälle zum Tod eines Pferdes führte; Personen kamen nicht gravierend zu Schaden (siehe BZ vom 10. Juni und 19. November 1915 sowie vom 30. Oktober und 20. November 1916).

Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass am Tag nach dem hier wiedergegebenen Bericht folgende Anzeige in der BZ zu finden war:

Bergedorfer Zeitung, 3. Januar 1917

Bergedorfer Zeitung, 3. Januar 1917

Da hatte der Geschäftssinn über die Pietät gesiegt.

Ein tragisches Ereignis hatte es 1916 auch auf der Staatsbahnstrecke zwischen Bergedorf und Reinbek gegeben: ein sechzehnjähriges Mädchen aus Sande, „in Stellung“ in einem Haushalt in der Bleichertwiete in Bergedorf, ließ sich von einem Zug überrollen. „Die Schnürstiefel waren gänzlich abgelaufen, ohne Sohlen und ohne Schnürbänder.“ (Siehe BZ vom 26. und 27. September 1916)

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