Das „Bergedorfer Eisenwerk“ im preußischen Sande

Eisenwerk Kartenauschnitt 1875 Auf dieser Fläche (s. Abbildung rechts) entstand 1864 das „Bergedorfer Eisenwerk“, dessen wirtschaftlicher Erfolg, vor allem mit Meierei-Maschinen, auch an den Grundstückszukäufen in den folgenden Jahren und Jahrzehnten abzulesen ist:

Vierländer Nachrichten, 28.05.1887, S. 1 Sp. 1

Ausgangspunkt des Unternehmens war Geesthacht, der Geburtsort des Firmengründers Wilhelm Bergner, aber schon 1864 erfolgten die Umsiedlung in das holsteinische Dorf Sande und 1867 die Änderung des Firmennamens in „Bergedorfer Eisenwerk“. Bergner und sein Teilhaber Siegfried Magnus nutzten damit die relative Bekanntheit des Ortsnamens Bergedorf als Station an der Eisenbahnstrecke Hamburg-Berlin (Hamburgisches Adressbuch 1883, S. I/60-61) für werbliche Zwecke, den Bahnanschluss für Transporte – und den Vorteil des holsteinischen Standorts:

Hamburgisches Adressbuch 1883 Eisenbahn-Fahrplan Bergedorf war bis 1868 „Zollausland“, das seit 1864 preußische Sande genoss die Vorteile der Mitgliedschaft im Deutschen Zollverein. Den Erfolg des Eisenwerks zeigt die rapide steigende Mitarbeiterzahl: von 16 im Jahre 1864 auf 88 (1878), ca. 440 (1898) und ca. 800 im Jahre 1908.

Einer der Verkäufer der Meierei-Maschinen (vor allem des Lavalschen Milchseparators) wurde der Bergedorfer Heinrich Dräger, der als Vertreter des Eisenwerks nach Lübeck ging, sich dort aber schon bald für den Aufbau einer eigenen Firma entschied (Neue Straße – die Keimzelle der Drägerwerke). So leistete Bergner, der Dräger persönlich angeworben hatte, unfreiwillig Gründungshilfe für ein heute weltweit aktives Unternehmen.

1974 wurde der Standort in Lohbrügge, dem früheren Sande, geschlossen. Auf dem ehemaligen Firmengelände entstanden Wohnungen, und eine der neuen Straßen wurde nach Wilhelm Bergner benannt (Vgl. Hans Mickler, Das Bergedorfer Eisenwerk, in: Alfred Dreckmann (Hg.), Bergedorfer Industrie in Texten und Bildern Band 1, Bergedorf 1992, S. 21 – 92, passim, und Olaf Matthes/Bardo Metzger (Hg.), Bergedorfer Personenlexikon, Hamburg 2003, S. 26 – 28).

Eisengießer

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7 Antworten zu Das „Bergedorfer Eisenwerk“ im preußischen Sande

  1. Dierk Peters sagt:

    kein Kommentar, aber eine Frage:
    wo befand sich an der Bille die LOHBRÜGGER Badeastalt? (in der Nähe der Hufnagelfabrik, lass ich irgendwo)
    DP

    • Bernd Reinert sagt:

      Ja, sie lag nordöstlich der Nagelfabrik in der Gemeinde Sande (heute Lohbrügge). Eine Kartendarstellung (mit Nagelfabrik und Sander Flussbadeanstalt) von etwa 1915 findet man bei: Gerd Hoffmann, Bergedorf bei Hamburg. Eine reichillustrierte Stadtteilgeschichte, Hamburg 2. (erweiterte) Aufl. 1994, S. 95. Das Buch ist in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg im Hamburg-Lesesaal unter der Signatur HH 9634/6 zu finden.

  2. Volker Stärk sagt:

    Gab es in leitender Funktion bei den BEW einen Hans Antz

    Gruss Volker Stärk

  3. Rüdiger Girmann sagt:

    Moin in die Welt. Thema „Bergedorfer Eisenwerk“
    Ich hoffe, den Bergedorf Blog gibt’s noch.
    Wenn ja, würde ich gern ein Foto von der „Bergner-Villa“ haben, wenn’s das irgendwo auf der Welt existiert; weil:
    – von 1964 bis 67 wurde ich im BEW ausgebildet – von der AusbildungsCrew Blume/Gerner, Ella Keller, Schmidt, Unruh…und Quast WZM; in der Gießerei und Modelltischlerei war ich ständig in der nähe der Villa, kam aber nicht auf die Idee, ein Foto zu machen;
    – etwa 1978/79 haben wir mit einem „Kinderladen“ – mehrere Eltern und deren/unseren Kindern für kleine Miete die LETZTEN TAGE der Villa mit Leben erfüllt; danach kam die Abrissbirne und danach der Ludwig-Rosenberg-Ring;
    – und den offiziellen Bewohner der „Bergner-Villa“ – Herr Fyn – kannte ich auch – nicht so direkt, aber er war vor seiner BEW-Zeit Geschäftsführer bei der Fa. Robert Blohm in der Kampchaussee – dort bekam ich das erste Mal einen bleibenden optischen Eindruck von dem schlacksig-gehenden „Riesen“ – und danach halt bewegte er sich als GF bei den BEW durch die Produktionshallen – ebenso eindrucksvoll.
    Also: wenn es ein Foto von der Bergner-Villa gibt würde ich gern einen Tip kriegen. Danke und schönes WoE.

    • Bernd Reinert sagt:

      Moin retour,
      ja, den Blog gibt’s noch, und er kann ein Stückchen weiterhelfen: in dem Sammelband „Bergedorfer Industrie I“ ist auf Seite 26 ein Foto der 1884 erbauten Villa wiedergegeben. Ich vermute, dass im Kultur- und Geschichtskontor (info[at]geschichtskontor.de) weitere Fotos vorhanden sind; das war aber aus dortigen Urlaubsgründen jetzt nicht zu klären.
      Beste Grüße!

    • Carsten Puls sagt:

      Im Kalender 2020 ‚Das alte Bergedorf in Farbe‘ vom Kultur & Geschichts-Kontor gibt es ein sehr schönes Foto mit einem hellblauen Strich8-Mercedes, der vor der Villa parkt.

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