Der Israelitische Begräbnisplatz

Durch die nationalsozialistische Verfolgung, Entrechtung und Vernichtung von Juden verschwand dieser einzige, kleine jüdische Friedhof in Bergedorf. Harald Richert (Harald Richert: Juden in Bergedorf 1695 – 1945, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Bd. 71 (1985), S.145-160, hier S. 155) schrieb 1985:

Heute erinnert … nichts mehr daran, dass hier ein jüdischer Gottesacker mit Grabsteinen – auch in hebräischer Sprache – gewesen ist.

Gedenktafel Jüdischer Friedhof Seit einigen Jahren befindet sich aber an dem erhalten gebliebenen Teilstück der Einfriedung diese Gedenktafel (s. Abb. rechts). Die Grundzüge der Geschichte dieser Begräbnisstätte sind klar, doch gibt es in manchen Punkten Unsicherheiten, die wohl nicht mehr aufgeklärt werden können: heißt es in dem Aufsatz von Harald Richert (vgl. ebd.), dass Michael Nathan das Grundstück 1840 gekauft habe, die erste von insgesamt elf Beisetzungen aber erst 1852 erfolgt sei und die Stätte unter der nationalsozialistischen Diktatur enteignet worden sei, so findet man in der vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden herausgegebenen sehr knappen Darstellung in „Das jüdische Hamburg“ die Angaben, dass die Anlegung durch Michael Nathan 1841 erfolgt sei und insgesamt zehn Gräber vorhanden gewesen seien – die Aufhebung des Friedhofs, die Exhumierung der Toten und die Deklarierung als staatliches Eigentum seien 1938 erfolgt.

Zaun Jüdischer Friedhof Es ist das Verdienst von Geerd Dahms, dass er der Geschichte dieses Friedhofs akribisch nachgespürt und seine detaillierten Befunde präzise belegt hat (Vgl. Geerd Dahms: Der jüdische Friedhof auf dem GojenbergGeerd Dahms: Der jüdische Friedhof auf dem Gojenberg, in: Kultur- und Geschichtskontor (Hg.), Bergedorf im Gleichschritt. Ein Hamburger Stadtteil im „Dritten Reich“, 2., verbesserte Auflage Hamburg 1996, S. 159 – 180). Der Grunderwerb durch Michel Nathan erfolgte am 21. April 1841, und die erste Beisetzung dürfte die seines zwei Monate zuvor totgeborenen Sohnes gewesen sein, der „einstweilen“ im Garten des Nathanschen Grundstücks bestattet worden war. Bis zum Jahre 1890 sind weitere neun Beisetzungen belegt. 1938 „kaufte“ die Stadt Hamburg den Friedhof unter Bedingungen, die einer Enteignung gleichkamen, und machte zudem dem Grundeigentümer Jüdischer Religionsverband Hamburg die Auflage, die Toten zu exhumieren und auf dem jüdischen Friedhof an der Ilandkoppel wiederbeizusetzen. Die Exhumierung, über die Dahms ebenso wenig Belege fand wie über die Wiederbeisetzung, erfolgte vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 1939.

Ob dabei … tatsächlich alle dort Beerdigten erfasst wurden oder die Exhumierung auf die sechs durch Grabsteine gekennzeichneten Gräber beschränkt blieb, kann archivalisch nicht mehr geklärt werden. (Dahms, ebd., S. 176)

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Der Israelitische Begräbnisplatz

  1. To whom it corresponds,

    My name is Guillermo Rosendorff and I am writing from Uruguay. Currently I am researching about my family past and I discovered some information thanks to the Project „Stolpersteine in Hamburg“. Apparently in the book „Bergedorf im Gleichschritt – Ein Hamburger Stadtteil im Dritten Reich. Kultur- & Geschichtskontor“ written by Geerd Dahms there is more information about my family. Additionally, there seems to be an interview to my grandfather Herbert Rosendorff in August 1993, which I am trying to find.

    I would really appreciate any help or information you can provide me on my search.

    Kind regards,

    Guillermo Rosendorff

    • Bernd Reinert sagt:

      Dear Mr Rosendorff,
      Thank you for your mail. Indeed, there is more information on your family and its fate in the book you have mentioned. The author of the article, Dr. Dahms, is a highly regarded researcher of local history and co-founder of the Kultur- und Geschichtskontor, a non-profit organization doing research of local history and keeping an extensive archive. I will inform Dr. Dahms and the Kultur- und Geschichtskontor of your mail, and if you agree, I will give them your mail address, so they can contact you directly.
      Sincerely yours,
      Bernd Reinert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert