Heute muss eine Puppe vielleicht einmal zum Puppendoktor, in einem schwerwiegenden Fall sogar in eine Puppenklinik – vor hundert Jahren sprach Joh’s Schütt in Bergedorf weniger kindgerecht von Puppenreparaturen, für die er „sämtliche Ersatzteile“, also z.B. Köpfe und Gliedmaßen, vorrätig hatte. Aber auch komplette neue Puppen konnte man dort erwerben, mit vielfältigem Zubehör von der Unterwäsche bis zur Perücke und dem Schirm. Puppenstuben gehörten offenbar nicht zu seinem Angebot – wie eine reich ausgestattete Puppenstube um 1920 aussehen konnte, zeigt ein Foto auf planet-wissen.de.
Ähnliche Angebote, eventuell höherwertig, gab es im Geschäft für Putz- und Modewaren von Marie Griese, die ihre Künstlerpuppen als „wirklich abwaschbar, garantiert farbecht und unzerbrechlich“ anpries – Puppen also, die angeblich weder zum Arzt noch in die Reparaturwerkstatt mussten, was natürlich den Preis steigen ließ.
Entsprechend den damaligen Geschlechterrollen waren Puppen das Spielzeug für Mädchen, eben „mütterlich-weiblich“ – ob Grieses „Teddys, Esel, Elefanten“ auch für Mädchen gedacht waren oder (nur) für Jungen, lässt sich nicht mehr klären. Es fällt aber auf, dass es 1925 keine Anzeigen gab, die speziell für „technisch-männliches“ Spielzeug warben, weder Eisenbahnen noch Baukästen oder Gewehre und Militärgarnituren.




