Es gab eine hitzige Debatte: Sollte die Stadt Bergedorf die Anschaffung einer dritten Glocke für die Kirche St. Petri und Pauli bezuschussen, damit das im Krieg dezimierte Geläut (siehe den Beitrag Von Kampfglocken und Friedensglocken) wieder komplettiert würde? Der Rat beantragte dafür bei der Stadtvertretung 1.000 Mark als Zuschuss.
Die SPD wollte ihre Zustimmung davon abhängig machen, dass die Rechte verbindlich zusagte, „ähnliche Anträge … , die von anderer Seite, z.B. vom Freidenkerverein, kommen, ebenfalls zu genehmigen“, doch auf dieses Koppelgeschäft einer undefinierten Carte blanche ließ sich die bürgerlich-rechte Mehrheit nicht ein und wies auch die Kritik der Kommunisten zurück, die von „Mörderstahl“ sprachen.
Und so schlugen die rhetorischen Wellen hoch und zeigten einmal mehr die grundsätzlichen Positionen der Parteien: die KPD nahm für sich in Anspruch, für die gesamte Arbeiterschaft zu sprechen, die SPD sah die Kirche als einen (reaktionären) Verein unter vielen Vereinen, die Rechte stellte sich hinter „unsere Kirche“ und die DDP sah offenbar die Freidenker als eine der „verschiedenen religiösen Gruppen“.
Offenbar kam insgesamt genügend Geld zusammen, auch durch einen Basar der Kirchengemeinde (BZ vom 12. November 1925), denn nicht einmal ein halbes Jahr später traf die Glocke in Bergedorf ein (BZ vom 21. Mai 1926).


