Der Brunnen an der Brunnenstraße

Auf der Karte von 1875 eingezeichneter Brunnen Der auf der Karte von 1875 eingezeichnete Brunnen (s. Abbildung rechts) ist vermutlich identisch mit der 1703 aufgebrochenen Quelle, die als „Gesundbrunnen“ bezeichnet wurde und der Brunnenstraße ihren Namen gab. Eine anderslautende Darstellung, nach der „unterhalb der Geest, wo heute die Sternwarte liegt, [diese] Quelle aufbrach“ (Hildegard Hudemann / Georg Daur, Bergedorf Vier- und Marschlande, Hamburg 1974, S. 40f.), also deutlich weiter östlich, überzeugt nicht. Die Quelle lag auch nicht auf der Höhe der von der Brunnenstraße in südlicher Richtung abgehenden Straße „Unterm Heilbrunnen“, was ja plausibel wäre, sondern zwischen den beiden „Flügeln“ des Jungfernstiegs, dort, wo noch eine kleine gemauerte Nische im Hang an diesen Brunnen erinnert:

Nische Brunnen

Diese Quelle besaß angeblich Heilkräfte und zog daher zahlreiche Kurgäste an (siehe Bergedorf Chronik), aber auch einen Wissenschaftler, der die Quelle und ihr Wasser untersuchte, Johann Heinrich Decker (Decker, Johann Heinrich: Unpassionirtes Untersuchen Des Bergedorffer Gesundbrunnen) und publizierte seine Erkenntnisse unter „Unpassionirtes Untersuchen des Bergedorffer Gesundbrunnen. In Entgegen-Haltung Des Saamsers oder so genannten Schwartzen-Beckschen, Des bey Hamburg, neben dem Ausschläger-Weg sich findenden Gesund-Brunnen, Und Des gemeinen Sprinck-Wassers, wie es allenthalben befindlich / Der Hamburgischen Medicinischen Societät zur Censur übergeben Von Einem Deroselben Mit-Glied [d.i. Johann Heinrich Decker]. Hamburg, 1703″.

Nach 24 Untersuchungsschritten kam Decker zu dem Ergebnis, dass das Wasser keine “besondere medicinische Krafft” enthalte. Damit versiegte zwar nicht die Quelle, wohl aber der Strom der Heilungsuchenden und des Geldes, das sie nach Bergedorf brachten (vgl. auch Geerd Dahms, Bergedorf. Altes neu entdeckt. 2., überarb. Aufl. Hamburg 2004, S. 139f.). In der Folge verfiel der Brunnen offenbar. Über seinen Zustand in den 1820er Jahren schrieb der Bergedorfer Friedrich Stoffert, dass er „damals noch aus einer einfachen Holzrinne floß, von Moos und Algen grün gefärbt“ (Friedrich Stoffert, Bergedorf und Umgebung. Illustrierte Erinnerungen, 1822 bis 1888, bearbeitet von Gerhard Stoffert, Hamburg 2006, S. 14). Eine Instandsetzung erfolgte um 1830, wobei der Bergedorfer Bürgermeister Nicolaus Daniel Hinsche auch veranlasste, dass eine Tafel mit einem von ihm, der als Dichter unter dem Pseudonym „Winfried“ bekannt war, gedichteten Vers angebracht wurde.

Winfried-Vers

Zwischen 1875 und 1880 erfolgte dann die Verlegung an die auf der Schuback-Karte von 1875 angegebene Stelle zwischen den Häusern Holtenklinker Straße 65b und 67 (Vgl. Dahms, ebd.). Hier befindet sich heute auch eine Treppe, deren 69 Stufen den Geesthang zum von 1831 bis 1954 genutzten Bergedorfer Friedhof hinaufführen:

Gesamtansicht Brunnen

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