Das staatliche Versuchsfeld und die Läusepflanze

Bergedorfer Zeitung, 13. Januar 1921

Dass die Cinerarien im Treibhaus des staatlichen Versuchsfelds in Fünfhausen unter Läusebefall litten, kann eigentlich nicht verwundern: die Zinerarie (Gattung Pericallis) trägt den Beinamen „Läusepflanze“. Vielleicht war neu, dass die Läuse durch Spritzung mit Parasitol bekämpft werden konnten. Vielleicht war es auch ein verkappter Werbeartikel für ein neues Gift.

Die „Hamburgische Gartenbau-Versuchsanstalt Fünfhausen“ war 1911 geschaffen worden. Zu ihren Aufgaben gehörten Anbauversuche in den Bereichen Obst, Gemüse und Blumen und Beratung der relevanten Betriebe, und eben auch der Pflanzenschutz . Zudem sollte sie Aufgaben im Ausbildungsbereich übernehmen (BZ vom 10. Januar 1920), und so beantragte der Senat bei der Bürgerschaft 64.000 Mark, um nicht nur eine Bewässerungsanlage, sondern für „Fortbildungsschüler und Siedler eine Bedürfnisanstalt und Bänke“ dort bereitzustellen (BZ vom 2. Mai 1921) – letzteres stieß auf Kritik: der Bürgerschaftsabgeordnete Amandus Stubbe (selbst Landwirt) meinte, die Einrichtung sei höchstens geeignet, „die Kenntnisse der Schrebergartenbesitzer zu erweitern. Der Gemüsebauer müsse von der Pike auf gedient haben.“ (BZ vom 6. Mai 1921)

Die weitere Entwicklung widerlegte die Einwände. Fast einhundert Jahre wirkte die Versuchsanstalt an diesem Standort – Näheres über ihre Geschichte erfährt man aus den Jubiläumsschriften 50 Jahre bzw. 75 Jahre Hamburgische Gartenbau-Versuchsanstalt. 2007 zog sie an den Brennerhof in Moorfleet und erhielt eine neue Struktur als Kompetenz- und Beratungszentrum für Gartenbau und Landwirtschaft. Das Gelände in Fünfhausen erlitt das Schicksal der modernen Fruchtfolge: aus der Agrarfläche wurde ein Baugebiet.

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