Der Bergedorfer Frauenverein wollte etwas für „verschämte Arme“ unternehmen, von denen es sicher viele in Bergedorf gab, und insofern war dies eine begrüßenswerte Initiative.
Die Öffentlichkeitsarbeit via Bergedorfer Zeitung lässt dabei deutlich erkennen, wie groß der Abstand zwischen Arm und Reich und wie wenig Einfühlungsvermögen seitens der Wohlhabenden damit verbunden war: der Wohltätigkeitstee fand im besten Haus am Platze statt, im Hotel Bellevue, laut Inserat kostete der Eintritt 2 Mark (BZ vom 7. Februar), und es gab bei vollem Saal nicht nur ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm mit plattdeutschen Geschichten und mit Gesangsvorträgen – es gab zunächst einmal etwas für das leibliche Wohl: eine „reiche Fülle … leckerer Torten und Kuchen, die gütige Spenderinnen zu dem Fest gestiftet hatten“, und hinterher „blieb die Jugend zum fröhlichen Tanz beisammen“ (BZ vom 23. Februar).
Das war doch schön: man tat etwas Gutes, jedes Stück Torte konnte man mit gutem Gewissen essen, weil es ja zum Besten der verschämten Armen war. Der Frauenverein dürfte einiges an Geld eingenommen haben, und er bedankte sich per Annonce bei den Kuchen-Stifterinnen.
Tue Gutes und rede darüber – das scheint das Motto gewesen zu sein. Ob das zur sozialen Verständigung in der Stadt beitrug?