Was mag Karl König geritten haben, diese geschmacklose Anzeige zu platzieren? Ob er das groß- und fettgedruckte Wort „Katzenfleisch“ als Blickfang nutzen wollte, um auf seinen Handel mit Fellen aufmerksam zu machen? Ob er wirklich lebenden Katzen das Fell über die Ohren zog? Diese Tierquälerei muss doch potentielle Kunden abgestoßen (und nicht angelockt) haben!
Aber genau das Abstoßen von Kunden war wohl der Sinn dieser Anzeige, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht von Karl König veranlasst worden war – mehrfach hatte er in den Wochen zuvor mit schlichten und knappen Worten inseriert, immer mit demselben Text „König kauft Felle“, sogar in derselben Ausgabe wie die Anzeige oben.
Was genau auf dem Grundstück Brauerstraße 82 passierte, weiß man nicht: ob König wegen des Fells womöglich Katzen schlachtete und der Gestank der Kadaver die Nachbarn störte, die daraufhin die rufschädigende Anzeige schalteten? Wenn der Zweck der Anzeige war, König das Geschäft zu vermiesen und ihn womöglich zu vergraulen, so war sie nur in einer Hinsicht erfolgreich: König verlegte wenig später seine Fellhandlung ins Bergedorfer Zentrum an den Kuhberg (siehe die Karte 1904).
Der Fellhandel florierte zu dieser Zeit: im November/Dezember inserierten Händler aus Hamburg, Altona, Sande und Kirchwärder; der Geesthachter Kürschner August Kaiser kaufte ausdrücklich auch Katzenfelle (BZ vom 20. Dezember), ebenso Karl König – eben „alle Arten Felle“, daneben Schweineborsten, Kuhhaare und Pferdestutzhaare (BZ vom 11.Dezember).
Die Nachfrage war offenbar groß, denn die Anzeigen wurden größer und die Preise stiegen, besonders für Maulwurffelle: