Erfreulich waren die Zahlen für den Haushaltsplan 1919 nicht, die Ratmann Wiesner vorlegte, aber sie waren gegenüber der ursprünglichen Planung etwas weniger unerfreulich, da der Staat Hamburg auf 530.500 Mark verzichtete, die Bergedorf nicht an Hamburg abführen musste. Aber trotz einer deutlichen Erhöhung der Gemeinde-Einkommensteuer für alle Einkommen ab 3.000 Mark jährlich reichte das Geld hinten und vorne nicht.
Knapp 3,3 Millionen Mark sollten 1919 auf der Ausgabenseite stehen – 1913 waren es nur 1,2 Millionen Mark gewesen. Für dieses Wachstum der Ausgaben waren laut Wiesner vor allem die Teuerungszulagen verantwortlich, die den städtischen Bediensteten gezahlt wurden, also quasi ein Inflationszuschlag, in der Summe 861.250 Mark. Der Schuldendienst war ein weiterer Faktor: er stieg von 1918 mit 391.000 Mark um 36,3 Prozent auf nunmehr 533.000 Mark, denn die Etatdefizite der Kriegsjahre waren durch Kreditaufnahme gedeckt worden – und auch diesmal sollten Kredite für den Ausgleich von Einnahmen und Ausgaben sorgen, wenn es nicht durch weitere Griffe in die Staatskasse gelingen sollte, das Defizit zu beseitigen: so wollte Wiesner unter anderem 415.000 Mark „Teuerungszulagen und Vertretungskosten für die Lehrpersonen“ ebenso auf Hamburg abwälzen wie die Kosten (24.162,70 Mark) für die Schüler und Schülerinnen des Brookdeichs: der Brookdeich gehörte zwar administrativ zu Curslack, aber die Kinder besuchten traditionell die sehr viel nähergelegenen Stadtschulen in Bergedorf (Angaben aus der BZ vom 15. und 23. Juli). Für diese Schulkinder sollte zumindest wie für andere „auswärtige“ Schüler Schulgeld (30 Mark pro Quartal) erhoben werden (BZ vom 25. Juli und 6. Oktober).
Alles in allem: Bergedorfs Finanzen waren ruiniert, was ja in der Eingemeindungsdebatte eine große Rolle gespielt hatte – aber da Hamburg laut Wiesner prozentual ein noch größeres Loch im Haushalt hatte, war von dort eigentlich auch keine Rettung zu erwarten. Bergedorf also weiter am Abgrund.