Die Hansa-Schule ließ 1919 zum Gedenken an ihre Kriegstoten (6 Lehrer und 176 ehemalige Schüler) das oben abgebildete Denkmal errichten, das zwischen Aula und Straße stand. Den Entwurf hatte der Bergedorfer Architekt Hermann Distel, Nachbar der Schule, gefertigt. Das Denkmal, das inzwischen vergessen und von Gesträuch überwuchert war, wurde 1969 nach Brand und Abriss der Aula entsorgt (siehe hierzu den Aufsatz von Wolfgang Böge und Günter Hartmann in 100 Jahre Hansa-Schule, S. 17-46, hier S. 36).
Nicht nur das Denkmal sollte an den Krieg erinnern: in der Eingangsrotunde wurde später eine Bronzetafel mit den Namen der Gefallenen angebracht. Nach dem Brand 1969 wurde sie – nach kurzer Kontroverse – an einer Seitenwand des Erdgeschossflurs gegenüber der Tafel für die im II. Weltkrieg Gefallenen angebracht.
Der Entwurf für die Gedenktafel zum I. Weltkrieg hierfür stammte vom Kunstgewerbehaus Hulbe – der verstorbene Lederkünstler Georg Hulbe hatte wenige Straßen entfernt gewohnt (Hochallee, heute Pfingstberg; siehe den Beitrag Das Villenviertel und Georg Hulbe) – die Kosten von 11.000 Mark für die bronzene Tafel wurden über Spenden gedeckt (Vgl. Ferdinand Ohly, S. 46f., Böge/Hartmann, a.a.O., S. 36f.).
Die Ernsthaftigkeit der Trauer soll nicht bestritten werden, aber die Art des Gedenkens war durchaus politisch rückwärts gewandt: das „Gedächtniszimmer“, das Ohly einrichten ließ (bis dahin Lehrersprechzimmer, Ohly, ebd., S. 40), zeigte nicht nur Fotografien der Kriegstoten, sondern auch das Bildnis des Kaisers und eine lorbeerumkränzte Büste Hindenburgs (BZ vom 27. März). Die Kriegsopfer würdigte man, den abgesetzten/abgedankten Kaiser und den ehemaligen Oberbefehlshaber verehrte man, die Revolution verdrängte man. (Wie lange das Zimmer bestand, ist unbekannt – nicht einmal Wolfgang Böge, dem ich für seine Hilfe danke, wusste dies.)
Was mit dem Kaiserbild geschah, soll in einem weiteren Beitrag über die Bergedorfer Bilderstürmerei geschildert werden, der für den 5. August vorgesehen ist.