Ein „Allgemeines Vorlesungswesen“ in Bergedorf wollte der Verfasser dieses Leserbriefs – das Vorlesungsgebäude allerdings stand in Hamburg. Das bedarf der Erklärung.
Das bei dem Dammtor gelegene Gebäude, errichtet 1911 nach den Plänen des Bergedorfer Architekten Hermann Distel, beherbergte das 1895 reorganisierte Allgemeine Vorlesungswesen, das als ein Vorläufer der heutigen Universität Hamburg angesehen werden kann (hierzu in knapper Form Rainer Nicolaysen (S. 232-243). Die Veranstaltungen standen allen Interessierten offen, und es gibt sie auch heute noch, wie das aktuelle Online-Vorlesungsprogramm des Allgemeinen Vorlesungswesens zeigt.
Die Universität wurde mit Rückwirkung gegründet: am 6. Januar 1919 hatten Professoren des Vorlesungswesens mit den „Hamburgischen Universitätskursen“ begonnen, obwohl es gar keine Universität gab. Noch in ihrer letzten Sitzung hatte die alte kaiserzeitliche Hamburgische Bürgerschaft die Gründung einer Universität abgelehnt (BZ vom 19. März), doch die neue, demokratisch gewählte Bürgerschaft beschloss kurz nach ihrer Wahl das genaue Gegenteil (BZ vom 29. März) und verlieh dem Gesetz Rückwirkung zum 6. Januar 1919, wodurch die bis dahin abgehaltenen Kurse nachträglich in den Rang akademischer Lehrveranstaltungen erhoben wurden (Nicolaysen, ebd., und online Geschichte der Universität). Studieren durfte an der Universität nur, wer das Abitur hatte oder examinierter Volksschullehrer war.
Der Wunsch des Bergedorfers aber ging nicht in Erfüllung: er musste vorerst weiter nach Hamburg fahren, wenn er an Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen wollte, vielleicht im selben Zug wie sein Dozent. Erst ab dem Herbst 1919 gab es in Bergedorf Angebote der Erwachsenenbildung, worauf zurückzukommen sein wird.
Übrigens: das Vorlesungsgebäude wurde zum Hauptgebäude der Universität. In grafisch verfremdeter Form ziert es die Startseite zum Uni-Jubiläum, von der aus man vertiefte Informationen, auch über geplante Publikationen, anklicken kann.