Der schwierige Start des Sander Lichtspielhauses

Bergedorfer Zeitung, 25. Oktober 1918

In Bergedorf gab es seit Jahren zwei Kinos: das „Kino-Varieté“ am Mohnhof, das im Sommer 1918 in „Bergedorfer Lichtspiel-Haus“ umbenannt worden war (BZ vom 1. August 1918), und das „Neue Hansa-Kino“ am Brink, die auch beide regelmäßig in der Bergedorfer Zeitung inserierten. Nun sollte auch Sande ein Kino bekommen.

Mit dieser großen Anzeige warb Walter Pönicke für sein Sander Lichtspielhaus, das er am 29. Oktober 1918 im Holsteinischen Hof, gleich hinter den Bahnschranken der Strecke Hamburg-Berlin, eröffnen wollte, doch sein Vorhaben stand unter keinem guten Stern.

Bergedorfer Zeitung, 28. Oktober 1918

Er musste den Beginn um fast zwei Wochen verschieben: wegen der „Verhältnisse des Krieges“, wie er annoncierte (BZ vom 28. Oktober 1918), oder weil „technische Schwierigkeiten … die Filmvorführungen unmöglich“ machten, wie es in einer redaktionellen Meldung hieß (BZ vom 2. November), aber am 9. November waren die Probleme überwunden, die Eröffnung fand statt, das Haus war ausverkauft, „sämtliche Bilder … klar und flimmerfrei“, wie die Zeitung schrieb (BZ vom 11. November 1918). Die Vorführungen fanden offenbar im Saal des Holsteinischen Hofs statt, denn wenn dort ein Ball stattfand, blieben die Lichtspiele geschlossen (BZ vom 21. und 28. November 1918). Ansonsten wurden täglich (außer Montag) Filme vorgeführt, u.a. mit dem jungen Hans Albers, der familiäre Wurzeln in Kirchwärder hatte (z.B. BZ vom 11. und 15. November).

Bergedorfer Zeitung, 19. Dezember 1918

Dann aber spielte die Technik wieder nicht mit: „Infolge Motordefekts findet diese Woche keine Vorstellung statt“, musste er am 13. Dezember inserieren, und Pönicke gab auf: sein Kino wurde von Alfred Roth, dem Betreiber des Bergedorfer „Union-Theaters“, vormals „Bergedorfer Lichtspiel-Haus“, davor „Kino-Varieté“, übernommen.

Der Kino-Standort hielt sich aber – älteren Bergedorfern dürfte das „Filmeck“ noch bekannt sein, das als Anbau am Holsteinischen Hof in den 1950er Jahren auch einen eigenen Saal erhielt. Von diesem Saal gibt es Fotos, die den Aufsatz von Christian Römmer über Kinos in Bergedorf im Lichtwarkheft Nr. 76 (2015) illustrieren.

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