Es bedurfte schon eines kriminellen Wachmanns, eines Landsturmmanns, der für Kriegsgefangene bestimmte Päckchen oder Pakete unterschlug – sonst hätten die Zeitungsleser nicht erfahren, dass die Stadt Bergedorf Kriegsgefangene beschäftigte.
Wie viele Kriegsgefangene es waren, seit wann sie in Bergedorf waren, wo und wie sie untergebracht waren, wie sie behandelt wurden, welche Arbeit sie verrichten mussten: keine Zeile dazu, auch nicht, ob außer diesen französischen und russischen (s.u.) noch Soldaten aus anderen Ländern in der Stadt waren. 1915 waren die ersten Kriegsgefangenen im Landgebiet eingesetzt worden, siehe den Beitrag Kriegsgefangene in Ochsenwerder, auch hatte die Stadt Hamburg 1.200 Mann zur Ödlandkultivierung auf Hahnöfersand herangezogen (BZ vom 19. März 1915) und „eine Anzahl“ kriegsgefangener Russen war der Gemeinde Sande „überwiesen“ worden (BZ vom 28. Juli 1915) – da liegt die Vermutung nahe, dass Kriegsgefangene ebenfalls seit 1915 in Bergedorf arbeiteten und wohl auch von der Stadt selbst beschäftigt wurden.
Berichte gab es, wenn es einen konkreten Vorfall gegeben hatte: in Geesthacht waren vier russische Kriegsgefangene aus einer „benachbarten Fabrik“ entflohen (BZ vom 23. August 1916 – es könnte, muss aber nicht, die Pulverfabrik gewesen sein), in Sande wurden zwei „Russen aus der Gasanstalt in Bergedorf, wo sie beschäftigt sind“ ergriffen (BZ vom 1. August 1917), und ebenfalls in Sande hatte es „in dem Gefangenenlager der Bergedorfer Eisenwerke“ gebrannt (BZ vom 11. August 1917, offenbar ohne größeren Schaden). Weitere Meldungen, aus denen die Arbeitgeber oder die Unterkunft erkennbar gewesen wären, gab es nicht, doch wahrscheinlich werden auch in weiteren Fabriken in und um Bergedorf Kriegsgefangene gearbeitet haben.
Nicht nur die Zeitung ist hier unergiebig – auch die Literatur zu Bergedorf hilft nicht weiter.