Luxus Leuchtgas

Bergedorfer Zeitung, 29. Dezember 1917

Es entsprach dem Wunsch der Gemeindevertretung Geesthacht, dass „Leuchtgas“ mehr kostete als „Kochgas“ (BZ vom 21. Juni 1917): Gas zum Kochen war ihnen wichtiger als zur Beleuchtung – den Gaswerken wäre ein Einheitstarif (wie in Bergedorf und Sande) lieber gewesen, denn so mussten ggf. zwei Zähler in einem Haus installiert werden.

Die angekündigte Preiserhöhung war bereits die dritte während des Krieges: für das Kochgas waren erst 12, dann 14, dann 16, dann 18 Pfennig pro Kubikmeter zu zahlen (BZ vom 19. September 1916 und 21. Juni 1917), und nun sollte der Preis auf 20 Pfennig steigen, für Leuchtgas auf 22 Pfennig – allen Klagen über die schlechte Qualität des Gases (z.B. BZ vom 8. Dezember 1917) zum Trotz. (Die Bergedorfer und Sander Haushalte waren etwas besser dran, denn hier sollte der „Einheitspreis“ auf 20 Pfennig steigen, BZ vom 29. Dezember 1917.) Auch die Lieferschwierigkeiten (siehe den Beitrag Keine Kohle, kein Gas, aber große Kälte) bestanden fort, sodass „im Interesse der Gasversorgung“ die Geesthachter Gemeindevertretung bereit war, die Straßenbeleuchtung einzustellen, was ja auch Geld sparte. (In Bergedorf war schon 1916 die Straßenbeleuchtung eingeschränkt worden, siehe den Beitrag Die Morgen-, Abend- und Nachtbeleuchtung, aber eine Abschaltung dort meldete die BZ nicht.)

Auch Privatpersonen mit ausreichend Geld zur Bezahlung der neuen Tarife werden ihre Gaslampen erst später entflammt und früher gelöscht haben, denn alle mussten ihren Gasverbrauch um zehn Prozent senken. Man kann nur hoffen, dass die Geesthachter, die den Luxus Leuchtgas nicht mehr bezahlen konnten, nun in ausreichendem Maß Kerzen erwerben konnten, denn elektrischen Strom hatte nur die Pulverfabrik.

 

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