Es dürfte in der letzten Januarwoche 1918 einen Ansturm auf den Tabakhandel gegeben haben, denn ab dem 1. Februar sollte eine Zigarette nur noch 0,85 Gramm Tabak enthalten dürfen (hundert Jahre später sind es laut Wikipedia durchschnittlich 0,7 Gramm).
Tabak gehörte seit Kriegsbeginn zu den Gütern, die gern per Feldpost an Soldaten geschickt wurden, siehe den Beitrag Der Tabaktag, und so „lieferte“ die Kriegshilfe Ochsenwärder zum Weihnachtsfest 1917 neben dem „Stoff zu einem Weihnachtsgrog“ auch Zigarren (BZ vom 26. Dezember 1917).
Da das Heer auch direkt große Tabakmengen orderte, gab es entsprechend weniger für die Zivilbevölkerung, was sich gewiefte Spekulanten zunutze machten, um die ohnehin steigenden Preise weiter hochzutreiben (BZ vom 5. Juni 1917). Es kam hinzu, dass es keine Importe aus den niederländischen Kolonien mehr gab (BZ vom 17. November 1917), und der Tabakanbau in Deutschland konnte den Bedarf nicht decken. Der Versuch, durch leichtere Zigaretten das Problem zu lösen, scheiterte – doch dazu mehr in einem späteren Beitrag.
Ob der Dieb, der in Hamburg Tabakwaren im Wert von 5.000 Mark stahl, schon von der neuen Verordnung wusste? Jedenfalls wird er gegen weiter steigende Preise keine Einwände gehabt haben.