Die Spendensammler hatten immer wieder neue Ideen, wie sie die Menschen zu Spenden animieren könnten. Die Weihnachtsgabe für die Soldaten sollte 1917 durch ein „Eisernes Buch“, nicht durch Sammlungen und Opfertage, finanziert werden: wer eine Mark gab, durfte sich in dieses Buch eintragen bzw. in eine der Listen, die nach Abschluss der Aktion „zusammengeheftet und dem eisernen Einband einverleibt“ werden sollten.
Damit war die Spende etwas Besonderes: bei einer Straßensammlung gab man Geld und das war’s – mit dem Eisernen Buch war die Beteiligung nachweisbar, wodurch ein subtiler Druck zur Beteiligung ausgeübt wurde. Darüber hinaus sollte das Buch eine „Urkunde für die Nachwelt“ sein, sodass der eigene Name in einer der Listen auch Kindern und Enkeln bewies, dass man seiner patriotischen Pflicht nachgekommen war: „Deine Nachkommen werden es nicht verstehen, wenn Dein Name in dem Ehrenbuch Hamburgs fehlt!“ mahnte die BZ am 6. November 1917.
Überraschend auch, dass jeder Eintrag eine Mark kostete, während z.B. bei den Kriegsnagelungen (siehe den Beitrag Bergedorfs Eisernes Wappen – über weitere Nagelungen schreibt Volkmar Schön) unterschiedliche Preise je nach Nagelgröße verlangt wurden. Im Eisernen Buch standen die Wohlhabenden auf gleicher Höhe mit denjenigen Spendern, für die eine Mark viel Geld war – das war schon egalitär.
Den Initiatoren wird es aber kaum um gesellschaftliche Gleichheit gegangen sein – sie erwarteten durch dieses Verfahren einfach mehr Teilnehmer. Und die potentiellen Großspender konnten ja nicht nur für alle Familienmitglieder zeichnen, sondern (worauf die BZ hinwies) auch Überweisungen in unbeschränkter Höhe tätigen. Vielleicht waren deshalb drei der fünf Bergedorfer Eintragungsstellen in Geldinstituten.
Das Eiserne Buch fand tatsächlich seinen Weg ins Hamburger Staatsarchiv, wo es mit 56 Kilogramm die schwerste Archivalie ist, wie im Archivjournal 02/2016 auf Seite 2 nachzulesen ist.