In Bergedorf und anderswo im Deutschen Reich wird man die ersten Zeilen dieser Meldung mit Freude gelesen haben: die Brot- bzw. Mehlration sollte beträchtlich erhöht werden. Sie lag im Juli bei 1560g Brot bzw. 1092g Mehl pro Erwachsenen und Woche (siehe BZ vom 23. Juli 1917); nach dieser Ankündigung sollte sie im August um 450g bzw. 350g steigen, also auf 2010g Brot oder 1365g Mehl. Der fünfte Satz der Meldung enthielt hingegen frohe Kunde für die deutschen Milchkühe.
Ermöglicht wurde die Aufstockung der Brotmenge nicht nur durch die neue Ernte, sondern auch durch die „rumänischen Zufuhren“, wobei die „Zufuhren“ sicher nicht auf Initiative Rumäniens kamen, sondern durch die deutschen Behörden im besetzten Rumänien veranlasst wurden. Dies passt zu einer Anordnung des Reichskanzlers aus dem Frühjahr, dass deutsche Heeresangehörige und Beamte „aus den besetzten Gebieten“ nunmehr „Postpakete aller Art einschließlich Fleisch im Gewichte bis zu fünf Kilo“ in die Heimat senden durften, ohne dass der Inhalt auf die Lebensmittelkarten angerechnet wurde (siehe BZ vom 25. April 1917). Ein halbes Jahr später wurde das zulässige Maximalgewicht verdoppelt (siehe BZ vom 3. November 1917): was den Deutschen zukam, fehlte den Rumänen bzw. den Menschen in den anderen besetzten Gebieten, und es zeigt, dass das Reich nicht ohne Ausbeutung der Kriegsgegner in der Lage war, die eigene Bevölkerung zu versorgen.
Im Gegenzug zu mehr Brot sollte es ab Mitte August „mit Rücksicht auf unser Milchvieh“ weniger Fleisch geben, wodurch die Mangelgüter Milch und Butter nicht noch weiter reduziert wurden – die neuen Fleischrationen lagen zunächst bei 250g pro Woche und Person, wurden aber im Dezember auf 200g verringert (siehe BZ vom 3. Dezember 1917). Aber hätten die Importe aus Rumänien nicht die Brotversorgung verbessert, so wären viele Milchkühe schnell den Schlachtern zugeführt worden.
Übrigens fiel die Brotration dann doch knapper aus als hier angekündigt: nach der wöchentlich durch die Landherrenschaften publizierten Bekanntgabe der „Versorgung des Kommunalverbandes Hamburg II“ gab es 1950g Brot bzw. 1365g Mehl, aber dies unverändert bis zum Jahresende (siehe BZ vom 13. August und z.B. 22. Dezember 1917).