Zwar fehlt in dieser kleinen Anzeige des Bergedorfer Einzelhändlers Carl Denker (laut Bergedorfer Adressbuch 1915: Papierhandlung und Buchbinderei, Sachsenstraße 8) die Angabe „versandfertig“, aber so werden es die Leser und Leserinnen wohl verstanden haben: wer also ein Familienmitglied im Kriegsdienst hatte, konnte bei Denker die Komplettausstattung „Weihnachtsfest“ ordern: Tannenbäumchen, Schmuck und Kerzen an die Front, was bei Absender wie Empfänger (und auch beim Anbieter) festliche Befriedigung hervorrufen sollte. Ob das alles so eintrat?
Damit wären die Soldaten mit besserer Weihnachtsdekoration versehen gewesen als die BZ-Leser, die dem Appell vom 11. Dezember folgten und ihren häuslichen Weihnachtsbaum mit nur einer einzigen Kerze versahen, was allerdings „die Bedeutung und die Feierlichkeit des Vorganges“ sogar vertiefen und verinnerlichen sollte: in Friedenszeiten wären Verschwendung und Luxus mit Weihnachtskerzen „sicher berechtigt“ (?); die Beschränkung auf ein einzelnes Licht im Jahre 1916 dagegen würde den „Ernst der Zeit in heilsame Erinnerung“ bringen und wäre den Kindern später „eine wertvolle Erinnerung für ihr ganzes Leben“.
Auch hier kann man fragen, auf welche Resonanz dieser Vorschlag traf – man kann aber auch angesichts der verbreiteten Not vermuten, dass in vielen Familien eine Kerze ohne Weihnachtsbaum schon das Maximum dessen war, was man sich leisten konnte. Deutlich wird in jedem Falle, dass Kerzen knapp und daher sicher teuer waren und der Mangel an Beleuchtungsmitteln vielen Menschen und der Wirtschaft erhebliche Einschränkungen bescherte, und das nicht nur zu Weihnachten.