Fast täglich gab es in der Bergedorfer Zeitung einen Auszug aus der „Verlustliste“ zu lesen, mit Namen der Soldaten, die der Krieg das Leben gekostet hatte, die verwundet worden waren, die vermisst wurden oder die in Gefangenschaft geraten waren. Die 650. Verlustliste führte 46 Namen aus der Umgebung Hamburgs auf, darunter zehn aus der Landherrenschaft Bergedorf und fünf aus Sande/Lohbrügge. Es hatte auch Tage mit längeren und kürzeren Listen gegeben, nicht nur, weil die Kampfintensität wechselte, sondern vor allem, weil die deutschen Einheiten „lokal rekrutiert“ (Herfried Münkler, S. 414) waren: wenn also z.B. das Reserve-Infanterie-Regiment 76 in Schlachten verwickelt war, gab es eine entsprechend lange Liste in der Bergedorfer Zeitung mit Namen aus dem Heimatgebiet.
Das dürfte – allen militärischen „Erfolgsmeldungen“, die täglich die erste Seite der BZ füllten, zum Trotz – in der Heimat den Glauben an den Sieg geschwächt und die Sorge um die Soldaten verstärkt haben, was der militärischen und politischen Führung natürlich nicht recht sein konnte. So war die 650. Verlustliste die letzte, die die BZ abdruckte, vermutlich auf Anweisung „von oben“.
Wie schon der Vogel Strauß wusste: wenn man den Kopf in den Sand steckt, ist das erkannte Problem nicht mehr vorhanden. Wahr ist das nicht, aber die Siegesmeldungen waren es ja auch meist nicht.