„Das dritte Jahr des Weltkrieges hat begonnen“

Bergedorfer Zeitung, 1. August 1916

Bergedorfer Zeitung, 1. August 1916

Hatte Bergedorfs Bürgermeister den ersten Jahrestag des Kriegsbeginns noch mit einer ausführlichen Bilanz aller Maßnahmen, die wegen des Krieges lokal ergriffen worden waren, begonnen (siehe den Beitrag „Nach einem Jahr“), so wortkarg war er ein Jahr darauf: er beschränkte sich auf den Spendenaufruf des Ausschusses für Kriegsfürsorge, der die dramatische Lage der Zivilbevölkerung erahnen lässt: mit der immer noch steigenden Zahl von Einberufungen sank die Zahl der Familien, die über ein ausreichendes Einkommen verfügten, immer weiter. Ersparnisse aus Friedenszeiten waren aufgebraucht, und auch die Mittel der Kriegsfürsorge waren erschöpft.

Man machte sich keine Illusionen: nur die „schwerste Not“ glaubte man mildern zu können – Not würde es trotz Spendeneingangs also weiterhin geben.

Andere Töne wurden dagegen auf der Titelseite derselben Ausgabe der Bergedorfer Zeitung angeschlagen: drei „Kundgebungen“ des Kaisers wurden abgedruckt, in denen Wilhelm II. den „unbeugsamen Willen zum Sieg“ beschwor und nicht nur den Soldaten, sondern ebenfalls dem „Heimatheer“ und „auch den tapferen Frauen“ seinen Dank für „beispielloses Heldentum in Taten und Leiden“ aussprach. Der Kommentator der BZ, W. Ammenn, merkte dazu jubelnd an: „Ein Aufatmen der Befreiung geht durch das deutsche Volk. Sein Kaiser hat zu ihm gesprochen, in fester, deutscher Ritterlichkeit ihm Dank und Anerkennung gezollt und das Gelöbnis abgelegt, mit unbeugsamem Willen zum Siege weiterringen zu wollen“. Der Bergedorfer Spendenappell war ihm dagegen kein Wort wert.

 

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