Nur hinter vorgehaltener Hand wird man in Bergedorf über dieses Thema gesprochen haben, und im redaktionellen Teil der Bergedorfer Zeitung tauchte es gar nicht auf. Aber es war ein Thema, wie man dem Anzeigenteil entnehmen kann.
Überraschen kann es nicht, dass sich offenbar ansteckende Geschlechtskrankheiten ausbreiteten: die
„Feldbordelle“ hinter der Front dürften trotz sexualhygienischer Maßnahmen wahre Infektionsherde gewesen sein, und durch Fronturlauber, Kriegsinvalide und andere Rückkehrer aus dem Feld wurden die Krankheiten in die Heimat getragen (zur Sexualität im Ersten Weltkrieg siehe kurz Herfried Münkler (S. 380 – 386) und ausführlich Hirschfeld/Gaspar). Durch derartige Krankheiten kampfunfähige Soldaten und arbeitsunfähige Zivilistinnen und Zivilisten konnte sich weder das Militär noch die Wirtschaft leisten, sodass eine Melde- und Behandlungspflicht eingeführt wurde: für Zivilpersonen war in der Regel der Amtsarzt zuständig, für Unteroffiziere und Mannschaften der Militärarzt – niedergelassenen Ärzten war die Behandlung dieser Personenkreise untersagt, vielleicht, damit sie sich auf die Behandlung der Offiziere konzentrieren konnten.