Geprüfte Preise

Bergedorfer Zeitung, 21. Oktober 1915

Bergedorfer Zeitung, 21. Oktober 1915

„Der unsinnigen Preistreiberei auf dem Buttermarkte mußte halt geboten werden“, schrieb die Bergedorfer Zeitung am 19. Oktober 1915 in einem Artikel über die provisorische Festsetzung eines Höchstpreises für Butter durch das Stellvertretende Generalkommando in Altona, und nur zwei Tage später gab es dann den Bericht über die Einsetzung einer Preisprüfungskommission für das Gebiet der Landherrenschaften Bergedorf, Marschlande und Geestlande, was in allen Teilen des Reichs geschah, um von nun an die örtlichen Abweichungen von den reichsweiten Grundpreisen (nicht nur für Butter, sondern auch z.B. für Reis, Kohlen und … und …) festzulegen.
Die Butterpreise waren in der Tat geradezu explodiert: von 1,15 Mark pro Pfund (Anzeige Butter-Scharnberg, BZ am 27. Juni 1913) über 1,25 Mark (Anzeige Meyerhold, BZ am 25. April 1914) und 1,65 Mark (Anzeige Meyerhold, BZ am 28. Mai 1915) auf 3,20 Mark pro Pfund (redaktionelle Meldung, BZ am 19. Oktober 1915). Die nun durch den Höchstpreis erzwungene Preissenkung auf 2,50 Mark (Anzeigen Meyerhold, BZ am 22. und 26. Oktober 1915) war sicher spürbar – dennoch dürfte Butter für viele Familien unerschwinglich geblieben sein. Die günstigere Margarine war im Preis ähnlich gestiegen und unterlag auch bald dem Höchstpreissystem (siehe BZ vom 28. Oktober 1915).
Der Preisprüfungskommission für das hamburgische Landgebiet gehörten außer den drei staatlichen Vertretern Mumssen, Engels und Walli drei Landwirte an (Busch, Stubbe, Brügmann), zwei Kaufleute (Möller, Buhk), ein Schlachtermeister (Selmer), ein Hotelier (Timmermann), ein Zigarrenhändler (Otto) und ein Parteisekretär (Wiesner) – die beiden letztgenannten waren sozialdemokratische Mitglieder der Bergedorfer Stadtvertretung und sollten hier offenbar in die Mitverantwortung genommen werden (Berufsangaben aus Hamburger Adressbuch 1915).

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