Was konnte (oder sollte) man unter „volkstümlichem Schwimmen“ verstehen? Sollte es im Gegensatz zu „Wettkampfschwimmen“ gesehen werden, also eher entspanntes Freizeitschwimmen oder Planschen in tiefem Wasser bezeichnen?
Beim Werbe-Schwimmfest des Verbandes Hamburger Schwimmvereine, das der Sander Schwimmverein in der Fluss-Badeanstalt der Gemeinde ausrichtete, war das „volkstümliche Schwimmen“ Programmbestandteil. In einer weiteren Anzeige tauchte der Begriff nicht auf, stattdessen wurden „humoristische Einlagen“ angekündigt (BZ vom 1. August).
(Eine Fotografie der Badeanstalt ist im Bildanhang des Führers durch die Gartenbau-Ausstellung Bergedorf 1925 zu sehen; im Vordergrund die hamburgische Uferseite.)
Im Bericht über die Veranstaltung gingen die sportlichen Wettbewerbe dann fast komplett unter. Die volkstümlichen Übungen waren vermutlich mit den humoristischen Einlagen gleichzusetzen: unter Eier- und Blindekuh-Schwimmen kann man sich leicht etwas vorstellen, auch unter Schwimmen „mit gebundenen Händen und Füßen“ – aber wie kam dies so genannte Mazeppaschwimmen zu seinem ungewöhnlichen Namen?
1925 werden mehr Menschen als heute etwas mit dem Namen verbunden haben, denn zwei Rennpferde hießen Mazeppa, auch ein Weltrecordläufer nannte sich (Paul) Mazeppa (Hamburgischer Correspondent und Hamburgische Börsen-Halle vom 6. und 13. Juli, Hamburger Echo vom 19. Juli 1925), und vermutlich sollte auf den historischen Kosaken-Hetman Iwan Masepa angespielt werden, dessen Schicksal in vielfältiger Form literarisch (Puschkin, Hugo, zuletzt Bertolt Brecht in der Ballade vom Mazeppa) und musikalisch (Tschaikowsky, Liszt) verarbeitet worden war.
Eine Verfilmung war 1921 in Bergedorf auf die Leinwand gekommen (Bergedorfer Zeitung vom 26. Januar 1921); obwohl hier die Inhaltsangabe die Fesselung Mazeppas auf sein Pferd nicht nennt, kann man davon ausgehen, dass sie im Film gezeigt wurde.
Das Mazeppaschwimmen übrigens wurde schon 1904 von Wilhelm Fink unter „Die Schwimmkunst und ihre Arten“ beschrieben: er stufte diese Disziplin als „schwierig“ ein.