Sollten die „Wohlfahrtsschecks“ helfen, die Not der Armen zu verringern oder sollten sie das Betteln generell eindämmen? Wahrscheinlich spielte beides eine Rolle, wie sich aus den Pressemeldungen dazu ergibt.
Die Wohlfahrtsschecks konnten ab Februar 1924 in Hamburg von einer „Gesellschaft für Wohltätigkeit“ bezogen werden: einen von dieser Organisation gekauften Scheck (Blätter zu 5 oder 10 Pfennig) konnte man einem Bettler in die Hand drücken. Der Bettler ging dann zu der Gesellschaft, die versprach, den Fall binnen 24 Stunden zu prüfen und für Hilfe zu sorgen (Hamburger Echo vom 20. Januar, 4. und 6. Februar, Hamburgischer Correspondent vom 3. Februar).
In den Augen misstrauischer Angebettelter waren die Schecks sicher ein gutes Mittel, Missbrauch zu verhindern. Mehrfach brachte die BZ Meldungen, dass „erbetteltes Brot als Schweinefutter“ weiterverkauft wurde (in Eimsbüttel, BZ vom 6. Februar) und dass im Landkreis Harburg „seit längerer Zeit gewerbsmäßige Bettler und Schwindler“ Lebensmittel und andere Dinge erbettelten und ebenfalls weiterverkauften (BZ vom 7. Februar).
Damit war eigentlich die Empfehlung der BZ, Bettlern „Naturalien [zu] verabfolgen“, hinfällig, und mit den Wohlfahrtsschecks sollte „Berufsbettlern“ das Handwerk gelegt werden. Glaubt man einer Meldung des SPD-eigenen Hamburger Echo, dann standen 17.000 ausgegebenen Schecks lediglich 12 Personen gegenüber, die sich bei der „Gesellschaft“ gemeldet hatten: „Demnach hat die große Mehrzahl der Bettler, denen ein Scheck an Stelle anderer Gaben überreicht worden ist, es vorgezogen, eine Nachprüfung ihrer Verhältnisse zu meiden.“ (Hamburger Echo vom 6. Februar) – Dazu muss man allerdings anmerken, dass die Schecks überhaupt erst seit dem 1. Februar an Geber verkauft wurden. Für konkret geschilderte Fälle (siehe z.B. die Liste im Hamburger Echo vom 7. März) waren offenbar auch Geldüberweisungen an die Gesellschaft vorgesehen.
Ob es in Bergedorf eine Stelle gab, bei der derartige Schecks eingelöst werden konnten, ist unbekannt, aber zu vermuten – ansonsten hätte die „Private Nothilfe“ in Bergedorf wohl kaum solche Scheine ausgegeben.