Kegelpreise als Spiegel der Verhältnisse

BZ, 15. Juli 1925

Die bei diesem Preiskegeln ausgesetzten Gewinne waren beachtlich, wie die Auflistung rechts zeigt – so wollte man einen möglichst großen Teilnehmerkreis anlocken. Natürlich hatten die Teilnehmer für ihr Kegelrecht zu bezahlen: „1 Satz“ kostete 1925 auf dem Hitscherberg (Kirchwärder-Nordseite) eine Mark, und dafür durfte man vier Würfe tätigen, deren Ergebnisse dann (vermutlich) aufaddiert wurden. Vielleicht genügte das, um Tagessieger zu werden und zehn Pfund Fleisch zu gewinnen – sonst musste man weitere „Sätze“ kaufen, besser kegeln und wochenlang auf einen der großen Preise hoffen, denn üblicherweise und auch in diesem Falle nahm die Veranstaltung mehrere Sonntage in Anspruch. Man konnte natürlich auch bis zum letzten Turniertag wiederkommen und in noch mehr „Sätze“ investieren.

(Nebenbei bemerkt: die Kegel mussten von Hand aufgestellt werden – ein Vergnügen war das für die Aufstelljungs sicher nicht, aber immerhin wurden sie bezahlt.)

BZ, 18. Juli 1919

Die Preise änderten sich mit den Jahren und den wirtschaftlichen Verhältnissen. Im Inflationsjahr 1923 kostete in Boberg ein Satz 2.500 Mark – dem stand ein erster Preis von 100.000 Mark gegenüber. Ansonsten waren die Geldpreise, die vor allem 1919 und 1920 ausgelobt wurden, nominal bescheidener. 1919 waren meist Geflügel und Eier zu gewinnen, was die Versorgungsprobleme widerspiegelt.

Als sich die Lage besserte, traten andere Dinge in den Vordergrund: 1920 bestand der Hauptpreis bei einer Veranstaltung in Neuengamme in zwei Fahrradmänteln, der 2. Preis war eine Fleischhackmaschine, der 3. Preis eine Brotschneidemaschine. Leider tauchte in mehreren Anzeigen nur die pauschale Angabe „wertvolle Gewinne“ auf, die eventuelle Änderungen nicht erkennen lässt: in Neuengamme hatte 1922 der 1. Preis einen Wert von 1.400 Mark, der Tagespreis betrug 50 Mark. 1924 und 1925 konnte man nicht nur komplette Fahrräder, sondern gleich bei mehreren Turnieren je ein Motorrad erkegeln – 1924 war in Ochsenwärder der 1. Preis „ein Pferd“, das Fahrrad rangierte auf Platz 2.

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