„Sie können auch nicht mehr und möchten Frieden.“

Bergedorfer Zeitung, 6. Januar 1915

Bergedorfer Zeitung, 6. Januar 1915

Von den hier wiedergegebenen drei an den Weihnachtstagen geschriebenen Feldbriefen befasst sich der erste nur kurz mit dem Weihnachtsfest. Der als „Sander Mitkämpfer“ bezeichnete Verfasser schildert einige seiner bisherigen Kriegserlebnisse an der Westfront und auch die hoffnungslose Lage der hungernden Zivilbevölkerung im besetzten Frankreich, deren einziger Trost die (angebliche) Versorgung aus der deutschen Feldküche war. Der Soldat selbst scheint Weihnachten aber nicht in Frankreich gewesen zu sein, denn er differenziert zwischen „hier“, der Heimat und dem Schlachtfeld – wahrscheinlich wurde der Brief in der Etappe und/oder einem Lazarett geschrieben.

In den anderen beiden Briefen wird der „Weihnachtsfrieden“ geschildert, d.h. der inoffizielle Waffenstillstand an weiten Abschnitten der Westfront. „Sie (die Franzosen) können auch nicht mehr und möchten Frieden“, heißt es am Ende des zweiten Briefes: demnach sind beide Seiten kriegsmüde, aber die Deutschen möchten offenbar keinen Frieden.  Eine aktuelle und differenzierte Darstellung zum Weihnachtsfrieden liefert die Frankfurter Allgemeine; einige historische Fotografien findet man in einem Magazin-Beitrag der BBC.

Auch bei Wikipedia findet man eine ausführliche Darstellung zum Weihnachtsfrieden; diese ist allerdings in mindestens einem Punkt korrekturbedürftig: die Aussage, dass der Weihnachtsfrieden „in der deutschen Presse … niemals erwähnt“ wurde, wird durch die in der Bergedorfer Zeitung abgedruckten Briefe widerlegt.

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