Frühes Aufstehen am einzig arbeitsfreien Wochentag, dem Sonntag, forderte die Gemeinnützige Bau- und Spargenossen-schaft „Selbsthilfe“ in Sande von ihren Mitgliedern: es sollte „Pflichtarbeit“ geleistet werden: Tannen abholzen und dadurch das Baugelände vorbereiten; die Fortsetzung der Arbeit mit Karren und Schaufeln am 3. August (BZ vom 1. August 1924) wird nicht die letzte gewesen sein.
Ein gutes halbes Jahr zuvor war die „Selbsthilfe“ gegründet worden. Sie verlangte von ihren Mitgliedern nicht nur Arbeitseinsatz, sondern auch finanzielle Beiträge: der zu erwerbende Anteil von 30 Mark konnte in wöchentlichen Raten à 1 Mark gezahlt werden, darüber hinaus ein Wochenbeitrag von 50 Pfennigen (BZ vom 19. Dezember 1923 und 4. Januar 1924). Zuschüsse des Kreises Stormarn kamen hinzu (BZ vom 26. März 1924), was den Start sicher erleichterte, und schließlich musste sich die Gemeinde Sande zusätzlich beteiligen (BZ vom 1. Oktober 1924).
Von der Gemeinde erhielt die Genossenschaft 10 Baugrundstücke in Erbpacht, zumindest teilweise für Doppelhäuser (BZ vom 30. Juli 1924). Die für den 9. August angekündigte Richtfeier (siehe Ausschnitt unten) kann wohl kaum für einen Bau auf dieser Fläche gewesen sein, selbst wenn Tag und Nacht gearbeitet worden sein sollte. Der Bergedorfer Zeitung war übrigens nichts über die Lage der Bauplätze zu entnehmen – aus einer Nebenbemerkung in einem Vortrag Caesar Meisters (S. 6) kann man erschließen, dass an der Riehlstraße gebaut wurde.
Ob im Laufe der Zeit alle Genossen der „Selbsthilfe“ ein Baugrundstück erhielten, ist nicht bekannt; die Reihenfolge der Vergabe jedenfalls wurde ausgelost, und laut Caesar Meister wurde die Einrichtung noch vor 1945 aufgelöst: „Nachdem die Häuser in das Eigentum der Mitglieder überführt worden waren, ist die Genossenschaft dann verschwunden.“ (Ebd.) Vielleicht ist das der Grund dafür, dass die „Selbsthilfe“ in der Lokalgeschichtsschreibung (bisher) keine Erwähnung gefunden hat.
(Anmerkung: Nicht nur die „Selbsthilfe“ erhielt 1924 Erbpachtgrundstücke von der Gemeinde Sande, sondern auch drei Investoren mit 21 Grundstücken (BZ vom 30. Juli 1924). Es spricht viel dafür, dass alle diese Grundstücke an der Riehlstraße (zwischen Höperfeld und Marnitzstraße) liegen – vielen der Einzel- und Doppelhäuser unterschiedlicher Typen dort sieht man den Baustil der 1920er Jahre an.)