„Apfelsinomanie“ nannte der BZ-Redakteur in seiner Wochenkolumne das Konsumverhalten im ersten Halbjahr 1924: angeblich aßen auf einmal alle Apfelsinen (dazu unten mehr). Viele ließen die Schalen einfach und achtlos fallen, doch das war strafbar und gefährlich (BZ vom 11. Februar), denn auf den Bürgersteigen würden die Reste zu „Wegelagerern gefährlichster Sorte“, brächten Menschen zu Fall und wären verantwortlich für verstauchte Füße und Knochenbrüche.
In Bergedorf schien alles recht glimpflich ausgegangen zu sein – im ganzen ersten Halbjahr gab es nicht eine einzige lokale orangenschalenbezogene Unfallmeldung in der BZ. Aus Hamburg wurde über mehrere Fälle summarisch berichtet (BZ vom 13. Juni) – im zweiten Halbjahr begann die offenbar noch gefährlichere Bananensaison, denn ganz konkret schrieb man über sechs obstschalenbedingte Einlieferungen in Hamburger Krankenhäuser. Dreimal wurden für die Stadt Hamburg explizit Ausrutscher auf Bananenschalen als Ursache für Verletzungen genannt (BZ vom 3. und 12. Juli sowie 3. September); Bergedorf blieb offenbar verschont.
„Ausgerechnet Bananen“ lösten die Apfelsinen als Unfallverursacher ab – diese Schlussworte des BZ-Artikels spielen auf den damals aktuellen (und in anderem Sinne etwas schlüpfrigen) Schlager gleichen Titels an (Näheres z.B. bei Wikipedia und im Volksliederarchiv mit unterschiedlichen Textversionen).
Nach Ende der Inflation wurde der deutsche Markt mit Südfrüchten „geradezu überschwemmt“: zeitweise waren 400.000 Kisten Orangen auf dem Seeweg nach Hamburg, wo die Läger bereits überfüllt waren (BZ vom 3. Februar) – in der Dissertation von Kerstin Wilke, Die deutsche Banane (S. 87), gibt es einen Preisvergleich für Berlin im Januar 1924; demnach kosteten dort zehn Apfelsinen soviel wie ein Kilogramm Äpfel oder vier Eier oder eine Banane. Für Bergedorf liegen keine Vergleichswerte vor.