Nach Vorhersage der „weisen Frau“ mit den überlangen Zeigefingern stand mit 1924 ein trübes Jahr bevor, in dem nur der Einsatz eines bestimmten Waschmittels für Aufhellung sorgen sollte.
Zumindest der Jahresbeginn präsentierte sich freundlicher: das Wetter war zu Neujahr nicht „grau in grau“, sondern winterlich-weiß und schön mit einem „wunderbar klaren und strahlenden Sternenhimmel“ (BZ vom 2. Januar 1924).
1924 bestand aber zumindest wieder eine theoretische Aussicht auf ein „großes Los“: in der Inflationszeit konnte ja das Geschäftsmodell mit großen Zeitabständen zwischen Ein- und (eventueller) Auszahlung nicht funktionieren – 1924 inserierten die Lotterieeinnehmer wieder: die „361. Hamburger Staats-Lotterie“ hatte als Hauptgewinn 250.000 Rentenmark, bei einem Einsatz von 12 Rentenmark (BZ vom 22. Januar 1924).
Hinsichtlich des „Onkels in Amerika“ irrte die Prophetin, auf die Stadt bezogen gab es ihn jedenfalls: 1922 hatte ein in die USA ausgewanderter Bergedorfer eine Million Mark gespendet (siehe den Beitrag über die Wärmestuben) und 1923 zweimal eine halbe Million (BZ vom 22. Februar und 22. Juni 1923) – solche Geldzuwendungen wurden für 1924 nicht gemeldet, aber die Zahl der amerikanischen Onkel hatte sich verdoppelt: aus Nord-Amerika kamen 650 Pfund Schmalz, aus Süd-Amerika fünf Sack Erbsen (BZ vom 3. Juli 1924).
„Kein Ende nimmt die Teuerung“ soll in diesem Blog im Laufe des Jahres 1924 genauer betrachtet werden – hier nur der Hinweis, dass eine Einzelausgabe der Bergedorfer Zeitung am 2. Januar 1924 mit 15 Goldpfennigen zu bezahlen war, doch schon ab dem 5. Januar musste man nur noch 10 Pfennige entrichten, und dabei blieb es bis zum Jahresende.
In einem Punkt hatte die Weise aber uneingeschränkt recht: es fehlte an Geld, denn Löhne und Gehälter waren gegenüber der Vorkriegszeit etwa halbiert, die Preise aber nicht. Ihre Aussage zur Preiswürdigkeit des Waschmittels soll hier nicht bewertet werden.