Der (zu) frühe Ladenschluss

Bergedorfer Zeitung, 13. Oktober 1923

Bergedorfer Zeitung, 13. Oktober 1923

Im Ton unterschiedlich – in der Sache einig: die Geschäftsinhaber von Bergedorf und Sande reduzierten die Öffnungszeiten ihrer Läden. Während die Kolonial- und Fettwarenhändler ihre Anzeige schmucklos auf die Angabe der neuen Zeiten beschränkten, nannte der Verein der Ladeninhaber „wirtschaftliche Gründe“ für die Maßnahme, die die BZ im redaktionellen Teil wiedergab, nämlich die „hohen Preise für Beleuchtung und Heizung“. Die „Ladeninhaber“ warben also um Verständnis und auch Unterstützung – letzteres kann man nur als den Appell verstehen, nach 17 Uhr keine Einkäufe in Geschäften zu tätigen, die sich nicht an die Empfehlung des Vereins hielten.

Bergedorfer Zeitung, 19. Oktober 1923

Man kann die Einzelhändler ja durchaus verstehen – aber der vorverlegte Ladenschluss stellte manche Bergedorferinnen, die die Familieneinkäufe tätigen sollten, vor Probleme: wenn ein Arbeiter erst um bzw. nach 16 Uhr seinen Lohn erhielt, blieben nur wenige Minuten für den Einkauf, und in dieser knappen Zeit herrschte in den Geschäften reger Publikumsverkehr. Doch zu dem Gedränge an den Ladentheken gab es keine Alternative, da das knappe Geld über Nacht an Kaufkraft einbüßte. Ob die Kaufleute auf das von einer Kriegshinterbliebenen hier geschilderte Problem eingingen, war der BZ nicht zu entnehmen.

 

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