Bibliotheksprobleme 1923

Bergedorfer Zeitung, 10. Oktober 1923

Im Frühjahr hatte die Besenhorster Gemeindevertretung beschlossen, die Bibliotheksgebühren für das zweite Quartal zu verdoppeln (BZ vom 16. März), im dritten Quartal gab es eine weitere Erhöhung (BZ vom 21. Juli) – im Herbst die Kehrtwende: für die Ortsansässigen wurden die Gebühren abgeschafft. Das war sicher „beachtenswert“, wobei man nicht weiß, ob bei der Beschlussfassung nun das Prinzip der kostenfreien Bildung zum Tragen kam – oder ob es schlicht die Kapitulation vor der Geldentwertung war: kostendeckende Leihgebühren wären ja täglich anzupassen gewesen.

Andere Problemlösungsversuche gab es in Curslack und Ochsenwärder: in Curslack übernahm die Schule die Gemeindebibliothek (BZ vom 30. Mai). Den sieben „Wanderbüchereien“ (vermutlich an den Schulen stationierte Bücherkisten) verordneten Ochsenwärders Gemeindevertreter eine einjährige „Ruhepause“, da die Mittel für Bestandserhaltung und -ergänzung nicht ausreichten (BZ vom 12. September).

Bergedorfer Zeitung, 12. Juni 1923

Dem Verein Öffentliche Bücherhalle Bergedorf ging es scheinbar besser: die Zuschüsse von Staat und Stadt Bergedorf wurden auf das fünfzehnfache erhöht – das klingt sehr beachtlich, doch der Förderbetrag von 600.000 Mark muss in Relation zu anderen Preisen jener Tage gesehen werden: im Textilgeschäft P. Langhans kostete der teuerste Damen-Wintermantel 575.000 Mark (BZ vom 16. Juni), ein Pfund Röstkaffee je nach Qualität 43.800 bis 50.300 Mark (BZ vom 15. Juni).

Auch den Bergedorfer Schülerbüchereien ging es nicht gut: die Fortbildungsschule bat um Bücherspenden (BZ vom 28. April); Hansa- und Luisenschule gaben für ihre Büchereien ein Konzert (BZ vom 12. Mai) – Geld für Neubeschaffungen war offenbar nicht vorhanden.

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