Der von dem BZ-Lokalredakteur aufgedeckte Skandal erwies sich schnell als Rechenfehler eines Mannes, der 1923 nie Brot gekauft hatte:
Der Skandal:
Das „Markenbrot“, das über Rationierung und staatlich subventionierten Preis die Grundversorgung der Bevölkerung sichern sollte, wurde teurer, der Brotpreis sollte 17,4 bzw. 18 Millionen Mark betragen. Dagegen kostete ein „markenfreies“, d.h. auf dem freien Markt in beliebiger Menge käufliches, Brot nur 17 Millionen Mark – ein „ganz widersinniger Zustand“, wie der Journalist konstatierte, denn die Subvention sollte ja dafür sorgen, dass der Marktpreis nach unten korrigiert würde.
Der Rechenfehler:
Der Journalist hatte nicht berücksichtigt, dass die Brote unterschiedlich schwer waren: Ein Markenbrot wog 1.900 Gramm, ein markenfreies Brot 1.200 Gramm – der Preis pro Gramm betrug also beim Marken-Schwarzbrot 9.157,90 Mark, beim Marken-Feinbrot 9.473,68 Mark, beim markenfreien Fein- und Schwarzbrot 14.166,67 Mark. Das markenfreie Brot war also bedeutend teurer, wie die BZ am folgenden Tag auch einräumte.
Hätte Hanns Lotz selbst für sich und ggf. seine Familie Brot eingekauft, wäre ihm der Unterschied zwischen 1.200 Gramm und 1.900 Gramm wohl nicht verborgen geblieben.
Der Preis für markenfreies Brot konnte sich „der Geldentwertung folgend“ (BZ vom 3. Oktober) täglich ändern; er stieg im Laufe der Woche auf 52 Millionen Mark (BZ vom 5. Oktober). Das Markenbrot erfuhr die nächste Preiserhöhung (erst) zum 6. Oktober auf 21 bzw. 21,6 Millionen Mark.